Hamburger Morgenpost

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- Harald Hansen Fabian Leichnitz Peter Stegemann J. Schanz und W. Schumann Henrik Hussi

Es ist erstaunlic­h, wie Frau Merkel sich verhält. Während der JamaikaSon­dierungen wurde sie kaum wahrgenomm­en. Ich habe den Eindruck, dass sie generell an einem Jamaika-Bündnis kein Interesse hatte. Jetzt, wo Merkel mit der SPD reden will, soll plötzlich alles ganz schnell gehen, weil angeblich einige Staaten von Europa drängeln. Ich kann die Eile nicht verstehen. Die SPDler tun gut daran, sich genügend Zeit zu nehmen. Sie haben Erfahrunge­n aus zwei Koalitione­n. Wohin das geführt hat, ist bekannt. Ich wünsche mir ein klares Profil der SPD.

KoKo, GroKo oder Jamaika? Ich kann es nicht mehr hören bzw. lesen. Ist ja schlimmer als im Kindergart­en, wo die Kinder sich nicht auf etwas einigen können! Ich bin allmählich die Hetze gegen die SPD und deren Vorsitzend­en Martin Schulz leid. Nach der Wahl, die von beiden Volksparte­ien verloren wurde (die CDU mehr als die SPD), sagten alle, es sei eine vernünftig­e Sache, dass die SPD sich in der Opposition regenerier­en und neu aufstellen sollte. Man hatte ja das Jamaika-Bündnis in Aussicht. Das jedoch ging schief. Jetzt wurde die SPD wieder in die Pflicht genommen. Welch ein Irrsinn! Die CDU betrachtet dieses Deutschlan­d ja als ihr Eigentum. Niederlage­n sind nur Irrtümer. Da habe der Bürger die Partei wohl nicht verstanden. Visionen gibt es von der CDU überhaupt nicht. Weiter so, keine Veränderun­gen, eben konservati­v. Martin Schulz hat jedenfalls eine Vision: ein vereinigte­s Europa. Das wird noch Jahre dauern, aber er hatte den Mut, das auszusprec­hen. Dafür meine Anerkennun­g! Ich würde der SPD nicht raten, in eine Merkel-Regierung einzutrete­n. Diese Frau umarmt alle und lullt sie ein, aber im Grunde werden die eigentlich­en Probleme nicht angepackt. Das hat sie von Herrn Kohl gelernt. Es ist uns ein dringendes Bedürfnis, hier Position zu beziehen. Wir sind Sozialpäda­gogenInnen und Krankenpfl­egerInnen und arbeiten in einem Drogenkons­umraum in Harburg. Die meisten unserer Besucher aus Osteuropa erhalten hier in Deutschlan­d nach der neuen Gesetzgebu­ng aus 2016 keine Sozialleis­tungen. Dennoch ziehen sie es vor, – in bitterer Armut und oftmals schwer krank – obdachlos auf Hamburgs Straßen zu leben. Diese Menschen als „freiwillig obdachlos“zu deklariere­n, ist unfassbar! Schicken Sie die Leserbrief­e bitte an: (Kürzungen vorbehalte­n) Zurzeit können wir unseren BesucherIn­nen nicht einmal einen Schlafsack oder eine wärmende Decke anbieten, da alle privaten Spenden bereits ausgegeben wurden. Wir begleiten diese Menschen oftmals seit Jahren und machen uns große Sorgen um ihr Überleben! Keiner unserer Gäste gehört zu den vielzitier­ten „Wanderarbe­itern“oder „Großfamili­en, die nur zum Betteln herkommen“– aber selbst wenn, aus welchen Gründen auch immer ein Mensch ohne Obdach ist, hat er ein Anrecht auf Erfrierung­sschutz! Wir fordern die Hamburger Politik auf, ihre zynische Argumentat­ion zu überdenken. Wir Sozialarbe­iterInnen sind nicht bereit, tatenlos zuzusehen, wie ein Teil unserer BesucherIn­nen zunehmend verelendet. Politische­s Umdenken ist nötig – jetzt! Früher haben wir in der Schule George Orwells „1984“gelesen und die Auskunft bei der Volkszählu­ng verweigert. Heute kommt Ihr Bericht mit einer positiven Note für mehr Sicherheit daher. Das gebe ich zu bedenken.

Regierungs­bildung

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