Hamburger Morgenpost

Drei schwer Verletzte in der Silvestern­acht

SILVESTER 2017 Knapp 3000 Blaulicht-Einsätze in Hamburg, 727 Verletzte, drei davon schwer

- VON DANIEL GÖZÜBÜYÜK, RÜDIGER GAERTNER UND EVA JOST

Rund 530 Polizisten waren in der Silvestern­acht auf den Beinen, außerdem 586 Einsatzkrä­fte der Berufs- und der Freiwillig­en Feuerwehr. Sie sorgten dafür, dass die Hamburger sicher das neue Jahr 2018 begrüßen konnten. Und dennoch ließen sich – zum Teil ziemlich dämliche – Unf lle nicht vermeiden. Die MOPO zieht Bilanz.

Knapp 1000 Einsätze bewältigte die Feuerwehr zwischen 18 und 6 Uhr. Den größten in der Helene-Lange-Straße in Harvestehu­de: Das neue Jahr war gerade eine halbe Stunde alt, da schlugen Flammen aus dem Dach eines Mehrfamili­enhauses. Nach zweieinhal­b Stunden war das Feuer gelöscht und alle Bewohner unverletzt in Sicherheit gebracht. Bereits um 17.35 Uhr mussten die Retter auf einem Spielplatz an der Steilshoop­er Straße (Barmbek-Nord) einen 15Jährigen versorgen. Ein Unbekannte­r hatte ihm und seinen drei Freunden eine Schrecksch­usspistole gezeigt, als sich plötzlich ein Schuss löste – und den Schüler am Auge traf. Er kam glückliche­rweise mit einem Bluterguss davon. Der Waffenbesi­tzer verschwand, das LKA ermittelt.

Um 21.45 Uhr musste die Feuerwehr am Wiebischen­kamp (Eidelstedt) einen Betrunkene­n versorgen, dem ein Böller in der Hand explodiert war und ihm dabei drei Finger abgetrennt hatte. Auch in Steilshoop am Edwin-ScharffRin­g verlor ein 30-Jähriger drei Finger: Sein selbst gebauter Böller war in seiner linken Hand explodiert. Ihm blüht eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Sprengstof­fgesetz.

Gleich mehrere Rauchbombe­n

zündeten Unbekannte zeitgleich in einem Bus am Langenbeke­r Weg in Marmstorf. Gegen 22.15 Uhr erlitt ein zwölfjähri­ger Junge in Allermöhe ein Knalltraum­a, nachdem er mit Silvesterr­aketen beschossen worden war. Er wurde vor Ort behandelt. Seine Eltern wollten nicht, dass ihr Sohn ins Krankenhau­s kommt.

Ein besonders schlimmes Unglück ereignete sich in Wilhelmsbu­rg: Auf einer Baustelle an der Dratelnstr­aße wollte ein Mann gegen 23.30 Uhr Böller werfen und Raketen abfeuern. Er kletterte in den Neubau, verlor das Gleichge-

wicht und stürzte vom sechsten in den fünften Stock. Die Schockdiag­nose: Verdacht auf Querschnit­tslähmung.

Auch ein Jugendlich­er (19) in Bergedorf büßte schmerzhaf­t für seine Gedankenlo­sigkeit: Er wollte eine Rakete (!) aus der Hand starten lassen, ließ zu spät los und erlitt Verbrennun­gen.

Die Feuerwehr zählte insgesamt knapp 730 Verletzte – 46 davon allein durch den unbedachte­n Umgang mit Feuerwerks­körpern.

Die Polizei war vor allem an der Reeperbahn präsent, wo sich 35 000 Besucher in der Spitze versammelt­en, deutlich weniger als noch vor einem Jahr. Zum Vergleich: 2016 feierten hier 45000 Partygänge­r Silvester. Medienberi­chte, wonach sich besonders wenige Frauen und besonders viele Männer mit Migrations­hintergrun­d auf dem Kiez tummelten, weist die Polizei jedoch zurück.

An den Landungsbr­ücken trotzten 13000 Menschen dem Regen und bewunderte­n das Feuerwerk. An der Alster waren es um Mitternach­t 8000 Besucher, die Hälfte davon am Jungfernst­ieg. Insgesamt verzeichne­te die Polizei 1624 Einsätze, 126 Strafanzei­gen wurden gestellt, darunter 13 Anzeigen aufgrund von Beleidigun­gen sexueller Art und eine Anzeige wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung. Die Beamten erteilten 69 Platzverwe­ise, sprachen 38 Aufenthalt­sverbote aus und nahmen 34 Personen in Gewahrsam – 16 weitere wurden vorläufig festgenomm­en.

Polizei und Feuerwehr loben den Jahreswech­sel im Vergleich zu den Vorjahren als eine „ruhige Nacht“. Auch Gastronome­n sprechen vom „ruhigsten Silvester seit 20 Jahren“.

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 ??  ?? Feuerwehrm­änner und der Notarzt retteten einen Mann von einem Baugerüst an der Dratelnstr­aße. Er war beim Böllern abgestürzt.
Feuerwehrm­änner und der Notarzt retteten einen Mann von einem Baugerüst an der Dratelnstr­aße. Er war beim Böllern abgestürzt.
 ??  ?? Kurz nach Mitternach­t stand der Dachstuhl eines Wohnhauses an der Helene-Lange-Straße in Flammen. 60 Retter waren im Einsatz.
Kurz nach Mitternach­t stand der Dachstuhl eines Wohnhauses an der Helene-Lange-Straße in Flammen. 60 Retter waren im Einsatz.
 ??  ?? Die Mitarbeite­r der Stadtreini­gung hatten alle Hände voll zu tun, um die Überreste des Silvesterf­euerwerks zu entsorgen.
Die Mitarbeite­r der Stadtreini­gung hatten alle Hände voll zu tun, um die Überreste des Silvesterf­euerwerks zu entsorgen.
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Polizisten haben an der Großen Freiheit eine Gruppe junger Männer festgesetz­t. Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot auf dem Kiez.

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