„Die Mannschaft ist mir bedingungslos gefolgt“
OLAF JANßEN St. Paulis Ex-Trainer spricht über seine Entlassung und seinen neuen Job
Vor fünf Wochen endete beim FC St. Pauli die nur gut fünfmonatige Ära des Cheftrainers Olaf Janßen. Der 51Jährige hat inzwischen bekanntlich in seiner Heimatstadt den Regionalliga-WestSpitzenreiter Viktoria Köln übernommen und blickt nun erstmals zurück auf seine Zeit in Hamburg. Janßen sprach (am Telefon) über …
... die Phase direkt nach dem Aus:
„Die Sache hatte sich ja nicht unbedingt angekündigt. Ich musste danach ein bisschen durchatmen, zur Ruhe kommen, bin noch 14 Tage in Hamburg geblieben. Als ich wieder zu Hause in Köln war, gab es dann andere Themen. Und über Weihnachten und Silvester hatten wir mit der Familie einen traumhaften Urlaub in Österreich.“
… die Art der Trennung: „Das war reibungslos. So, wie ich den Verein auch kennengelernt habe. Ich habe mich bei St. Pauli immer sehr wohl gefühlt. Ob wir zusammen die Wende geschafft hätten, ist total hypothetisch, das kann ich nicht seriös beantworten. Wenn man nach einer Durststrecke zwei Spiele 0:4 und 0:5 verliert und dann den Trainer wechselt, dann kann man das irgendwo auch nachvollziehen.“… die Gründe der Talfahrt: „Die Verletztenmisere war sicher ein Faktor, aber damit ist die Mannschaft eigentlich sehr gut umgegangen. Entschei-
dender war, dass wir zeitweise ohne Stürmer gespielt haben. Aziz Bouhaddouz war verletzt, für Sami Allagui ist die Rolle als einziger Angreifer die falsche, Jan-Marc Schneider ist noch nicht so weit. Der Hauptgrund aber war, dass wir vier Spiele, in denen wir klar die bessere Mannschaft waren, durch ein Standardgegentor nicht gewonnen haben. Dazu wurden wir von SchiedsrichterEntscheidungen gebeutelt. Das alles hat die Mannschaft sehr getroffen und erschüttert.“… Dinge, die er jetzt anders machen würde: „Als Trainer triffst du jeden Tag 1000 Entscheidungen, und irgendwann merkt man, dass nicht jede richtig war. Aber es gibt wenige Dinge, die ich jetzt anders machen würde. Auch nicht am Ende, als ich eine härtere Gangart angeschlagen habe, weil ich das Gefühl hatte, dass man auch mal körperlich was merken muss. Ich habe jeden Tag extrem hart gearbeitet, die Mannschaft ist mir bedingungslos gefolgt. Ich hatte immer ein gutes Gefühl.“… den neuen Job bei Viktoria Köln: „Es ist für mich schon was Besonderes, zu Hause zu arbeiten. Es hat einfach gepasst für mich, St. Pauli ist mir bei der Vertragsauflösung sehr entgegengekommen. Die Mannschaft bei Viktoria ist sehr gut zusammengestellt, das Training macht großen Spaß. Der Klub wird ambitioniert geführt und ich möchte an der Entwicklung mitarbeiten, die Strukturen mit professionalisieren.“