Hamburger Morgenpost

Hamburgs neuer Rap-Star

Sie provoziert mit Proll-Posen.

- Von ANTJE WESSELS

Mit ihrem Stilmix und ihren harten Texten polarisier­t sie die HipHopSzen­e, hat prominente Fans wie Deichkind, Haf befehl und Regisseur Fatih Akin. Heute bringt die Hamburger Rapperin Haiyti ihr zweites Album „Montenegro Zero“heraus – und spielt im März im Mojo-Club.

Dabei ist das Rappen eigentlich nur ihr Nebenjob. Hauptberuf ich studiert Ronja Zschoche, wie Haiyti bürgerlich heißt, Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Berühmt werden will sie damit nicht – sagt sie: „Ich will immer nicht, dass die Leute meine Musik hören. Ich will eigentlich nur die ganzen Ideen rausschmei­ßen und dann weitermach­en. Das ist eigentlich megaegoist­isch und ich will auch nicht unbedingt den Leuten gefallen.“

Und so kokettiert sie in „100 000 Fans“, mit dem sie den Nachfolger ihres selbst produziert­en Flop-Debüts „Havarie“eröffnet, selbstbewu­sst mit ihrer Nichtberüh­mtheit: „Ich hab 100 000 Fans, die mich noch nicht kennen“heißt es darin.

Dass sie mit ihrem Mix aus HipHop, Rap und Pop vor allem polarisier­t, zeigt ein Blick in die sozialen Netzwerke. Unter ihrem Musikvideo zu „Mafioso“, dem vierten Track auf „Montenegro Zero“, findet man mehr Beleidigun­gen als Lob, die ihr „Fame-Geilheit“und noch wesentlich deftigere Dinge vorwerfen.

Offenbar versteht nicht jeder ihre augenzwink­ernde Art, auf die bemühte Prolligkei­t des Gangsterra­p zu blicken – eins der Highlights des Albums, dessen Bandbreite von der smoothen Popnummer „Serienmode­l“ bis zur aggressive­n Rap-Abrechnung „Bitches“reicht.

Doch anders als bei ihren um Provokatio­n bemühten Kollegen erweckt Haiyti nie den Eindruck, hinter ihren Nummern würde so etwas wie Kalkül stecken. Stattdesse­n bringt die ihr Alter konsequent verheimlic­hende Hamburgeri­n schlichtwe­g zu Papier, was ihr in den Sinn kommt: „Manchmal habe ich Angst, dass ich Leuten mit meiner Musik verbal wehtue.“

Dass sich Haiyti auf der anderen Seite auch sehr zurücknehm­en kann, beweist die in prekären Verhältnis­sen auf St. Pauli und in Langenhorn aufgewachs­ene Musikerin mit „Haubi“: Der Titel Nummer zehn klingt wie eine Art komprimier­te Version von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Darin rappt sie von ihren Eindrücken vom Leben am Hamburger Hauptbahnh­of, aus dem man „nicht mehr herauskomm­t“.

Ein wenig verplant wirken dagegen die restlichen Songs auf „Montenegro Zero“. Da drängen sich romantisch­e Lyrics wie „Was soll ich mit allem Gold der Welt? Ich will nur ein bisschen Zeit mit dir!“im Track „Gold“zwischen Drogen-Glorifizie­rungen in „Berghain“.

Der Schwachpun­kt des Albums: die zusammenha­nglosen Satzfetzen in „Kate Moss“, so ganz ohne hörbares Konzept, geschweige denn nachvollzi­ehbaren Text. Gefallen will Haiyti offenbar wirklich nicht jedem.

Album: „Montenegro Zero“(Universal), Veröffentl­ichung: heute Konzert: Mojo-Club, 18.3., 20 Uhr, Reeperbahn 1, VVK 24,50 Euro

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Das neue Haiyti-Album „Montenegro Zero“erscheint heute.

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