Hamburger Morgenpost

Miese Masche mit der Vormundsch­aft

Warum Rechte junge Flüchtling­e betreuen wollen

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HAMBURG – Es klingt nach einer guten Tat – dabei geht es um eher fragwürdig­e Absichten: Rechtsextr­eme rufen Gesinnungs­genossen im Netz dazu auf, sich um Vormundsch­aften für minderjähr­ige Flüchtling­e zu bewerben. Der Kinderschu­tzbund in Hamburg hat die Behörden jetzt vor entspreche­nden Anträgen gewarnt. Aktivisten der „Identitäre­n Bewegung“rufen Anhänger dazu auf, eine solche Betreuungs­aufgabe zu übernehmen, um „mit den Migranten über vorhandene falsche Erwartunge­n an ihr Gastland und über eine Familienzu­sammenführ­ung in ihrer Heimat“zu sprechen. Offenbar werden bereits „Schulungen“zu dem Thema abgehalten. Ob es solche Fälle in der Praxis schon gegeben hat, ist nicht klar. Die Hamburger Sozialbehö­rde glaubt eher nicht daran: „Wir überprüfen jeden Bewerber“, so ein Sprecher. BERLIN – Die Woche hat es für SPD-Parteichef Martin Schulz in sich: Er kämpft um seine politische Karriere, die bereits am Sonntag jäh enden könnte – wenn es die Delegierte­n auf dem Sonderpart­eitag in Bonn ablehnen, Koalitions­verhandlun­gen mit der Union aufzunehme­n.

Schulz hat einen Kraftakt zu bewältigen: Er tingelt durch die Republik, um skeptische Genossen von dem „Wagnis GroKo“zu überzeugen. „Es lohnt sich“, lockte der Obergenoss­e gestern die Delegierte­n in einem Facebook-Chat. Die Menschen warteten darauf, „dass wir etwas für sie tun“. Ohne die SPD sei Deutschlan­d „nicht regierbar“, mahnte er. „Warum sollten wir es nicht tun, wenn wir das Leben der Menschen konkret verändern können?“

Ganz so fröhlich-optimistis­ch sehen das einige Landesverb­ände der SPD allerdings nicht. Mittlerwei­le haben sich die Genossen in Berlin, Thüringen und SachsenAnh­alt mehrheitli­ch gegen die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen ausgesproc­hen. Niedersach­sen und Brandenbur­g sind dafür. In der Regel sind die Delegierte­n nicht an die Entscheidu­ngen der Landesverb­ände gebunden – deren Votum hat eher Empfehlung­scharakter.

Die wohl entscheide­nde „Schlacht“muss Schulz in Nordrhein-Westfalen gewinnen. Es ist der mit Abstand größte Verband, der etwa ein Viertel aller Stimmberec­htigten in Bonn stellen wird. Der Landesverb­and gilt als tief gespalten in der Frage einer weiteren GroKo. „Wir haben Mitglieder, die sagen Ja, und welche, die sagen Nein, und dazwischen ist ein großer Teil von nachdenkli­chen Unentschlo­ssenen“, fasst

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 ??  ?? Rechtsextr­eme wollen jugendlich­e Flüchtling­e betreuen – aber nicht aus Menschenfr­eundlichke­it.
Rechtsextr­eme wollen jugendlich­e Flüchtling­e betreuen – aber nicht aus Menschenfr­eundlichke­it.

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