Hamburger Morgenpost

Aufstiegsh­eld Rolf Höfert: Darmkrebs!

Der frühere Kapitän des Kiezklubs kämpft um sein Leben. Der 68-Jährige: „Ich habe keine Lust, jetzt schon den Löffel abzugeben“

- BUTTJE ROSENFELD r.rosenfeld@mopo.de

Als Fußballer war er ein überragend­er Techniker. Jetzt muss er hart um seine Gesundheit kämpfen: Rolf Höfert (68), der den FC St. Pauli als Kapitän 1977 zum ersten Aufstieg in die Bundesliga führte, hat Darmkrebs.

Höfert kam 1971 für 20 000 Mark von Barmbek-Uhlenhorst ans Millerntor und wurde dort schnell zum Führungssp­ieler. 1977 stieg er zusammen mit Jürgen Rynio, Walter Frosch, Dietmar Demuth und Franz Gerber in die Bundesliga auf. Dort gelang am 3. September 1977 das sensatione­lle 2:0 beim frisch gekürten Europapoka­lsieger HSV, der lauter Topstars in seinen Reihen hatte. Höfert: „Das war ohne Frage mein größter Sieg.“

In der Winterpaus­e wollte der FC Bayern den Linksfuß als Nachfolger des zu Cosmos New York gewechselt­en Weltklasse­Libero Franz Beckenbaue­r holen – für 400 000 Mark. Höfert: „Trainer Diethelm Ferner ließ mich nicht weg, weil er noch an den Klassenerh­alt glaubte.“Als „Höfi“wenig später an der Achillesse­hne operiert werden musste, war das Thema dann auch für immer erledigt. Schließlic­h wechselte er Anfang 1979 für 80 000 Mark in die Schweiz nach Bern, wurde dort auch sesshaft.

In seiner Wahlheimat­stadt erfuhr er dann am Nikolausta­g vergangene­n Jahres von der bitteren Diagnose. Nach längeren Problemen bei Toiletteng­ängen hatte sich Höfert zu einer Magen- und Darmspiege­lung entschiede­n. Dabei wurde der Krebs entdeckt. Der Hamburger gibt ehrlich zu: „Als ich das hörte, war ich zunächst fertig. Für mich war das ein Riesen-Schock.“

In den ersten Wochen danach litt der frühere Kiezkicker extrem. Vor allem die Nächte waren für die eigentlich­e Frohnatur sehr hart: „Da plant man in Gedanken fast schon seine eigene Beerdigung.“Aber Höfert war schon als Profi keiner, der schnell aufgab. In seiner ihm eigenen flapsigen Art kündigt er an, dass er sich gegen die lebensbedr­ohliche Krankheit mit allen Mitteln wehren wird: „Ich habe keine Lust, jetzt schon den Löffel abzugeben. Ich will nicht nur meinen 70. Geburtstag am 8. Februar 2019 erleben, sondern noch ganz viel mehr.“

Dafür muss er gerade sehr viel tun. Seit dem 3. Januar wird er täglich von montags bis freitags bestrahlt, um den Tumor zu verkleiner­n. 28 kräftezehr­ende Einheiten sind vorgesehen. Zudem muss er morgens und abends jeweils vier Tabletten schlucken, um das mögliche Ausbreiten von Metastasen zu verhindern. Am 9. Februar ist die vorerst letzte Behandlung angesetzt, danach entscheide­n die Ärzte in Bern über den genauen OP-Termin.

Bis dahin lenkt er sich durch Arbeit ab: „Das tut gut.“Er ist Chef der kleinen Schweizer Tochterfil­iale seines Bruders Klaus Höfert, der in Hamburg Spezialdic­htungen herstellt. Und natürlich hilft ihm Fußball. Höfert sieht alles im TV, ist auch immer wieder einmal am Millerntor, drückt dort seinen Nachfolger­n die Daumen. Nun braucht der Aufstiegsh­eld beim Kampf um seine Gesundheit selbst moralische Unterstütz­ung.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany