Schlüsseldienst-Wucherer vor Gericht
Überflüssige Arbeiten, stümperhafte Ausführung, Wucher: Mit dieser Masche soll ein bundesweit tätiger Schlüsseldienst seine Kunden abgezockt haben. Jetzt stehen die Geschäftsführer vor Gericht.
Die Tür fällt ins Schloss. Der Schlüssel steckt innen. Der Pechvogel ruft einen Schlüsseldienst. Der Monteur schafft es nicht, die Tür zu öffnen, wechselt das Schloss aus. Für 367 Euro. Als der Kunde den Preis kritisiert, baut der Monteur das neue Schloss wieder aus, packt das neue und das alte ein und verlangt trotzdem 260 Euro, wie der Staatsanwalt beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Kleve schilderte. Mit solchen Maschen soll ein Schlüsseldienst am Niederrhein bundesweit Kunden abgezockt haben. Angeklagt sind die beiden Geschäftsführer Karl-Leo S. (57) und Christian S. (39).
Sie sollen sich mit örtlichen Vorwahlen als ortsansässige Betriebe ausgegeben haben. Tatsächlich wurden die Kundenanrufe laut Anklage unbemerkt in eine Zentrale am Niederrhein umgeleitet. Von dort wurden Monteure in den Regionen losgeschickt. Die oft unqualifizierten Mitarbeiter sollen dann die Rechnung in die Höhe getrieben haben, teils durch mutwillige Beschädigung. Es geht um 1009 Fälle von Betrug und Wucher.
Karl-Leo S. (57) wurde schon einmal wegen der Betrugs-Masche mit einem Schlüsseldienst zu vier Jahren Haft verurteilt, nach der Hälfte der Zeit aber entlassen.
Betrogen haben beide laut Anklage auch den Staat: Sechs Millionen Euro Steuern sollen sie hinterzogen haben. Zum Verfahren sind bis Juli rund 170 Zeugen geladen, darunter viele Opfer.