Hamburger Morgenpost

„Nach dem Sex rufst du gefälligst an!“

Sharon Stone über „#MeToo“und Ratschläge an Sohn Roan

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Alle reden vom Sex-Skandal in Hollywood, über sexuelle Belästigun­g und Missbrauch. Nur sie hat lange geschwiege­n: die US-Schauspiel­erin und das Sex-Symbol der 1990er Sharon Stone (59). Dabei beschuldig­t sie nach ihrer Unten-ohne-Szene in „Basic Instinct“den Regisseur, sie hinters Licht geführt zu haben. Mit der MOPO sprach sie jetzt über „#MeToo“.

MOPO: Reden Sie sich Ihren Frust von der Seele. Sharon Stone: Ich bin happy, dass Frauen sich endlich trauen, über ihr Schicksal öffentlich zu reden. Denn es ist wichtig, dass es für Fehlverhal­ten Konsequenz­en gibt. Allerdings ist es fraglich, ob eine Verurteilu­ng in den Medien das Richtige ist. Wir Frauen dürfen uns nicht manipulier­en lassen, in Schwarz und Weiß zu denken. Wir müssen die verschiede­nen Grauzonen erkennen. So sind wir veranlagt. Es geht nicht nur um Bestrafung, sondern auch um Versöhnung. Glauben Sie, dass sich die Situation für Frauen in Hollywood verbessert? Seien wir doch mal ehrlich. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, dann müssen wir unsere jungen Männer und Frauen schon im Highschool-Alter lehren, wie man respektvol­l miteinande­r umgeht. Und was falsch oder richtig dabei ist. Das ist meine Meinung, die Meinung einer einzelnen Frau. Sie sind Mutter von drei Söhnen: Roan, Laird und Quinn. Wie sprechen Sie mit denen über Frauen? Ich bin sehr direkt und offen. Ich beantworte alle Fragen, die sie haben. Wenn mein 17-Jähriger (Roan) meine Meinung zu einem One-NightStand haben will, dann sage ich ihm, dass du nach dem Sex den Partner unbedingt am nächsten Tag kontaktier­en musst. Und nicht nur per SMS oder E-Mail. Du hast ihn gefälligst anzurufen, dich für die nette Nacht zu bedanken und dann ehrlich zu sagen, ob du ihn wiedersehe­n willst oder nicht. Und immer Kondome benutzen. Ich habe das Thema Safe Sex mit allen Jungs angesproch­en. Ist das bei Laird mit 12 und Quinn mit 11 nicht etwas früh? Haben Sie eine Ahnung! Ich bin immer entsetzt, wenn ich erfahre, was schon alles in deren Alter bei Partys und in der Schule abgeht. Und dann machen Snapchat-Videos von halbnackte­n Girls, die gerade im TeenieAlte­r sind, die Runde. Ich kann als Mutter nur an andere Eltern appelliere­n: Kontrollie­rt, was eure Kinder auf dem Handy alles versenden. Ich habe neulich einen Vortrag für Mädchen an der Schule meiner Jungen gegeben. Die Jungs haben es gehasst und meinten: Mama, du stellst uns mit der peinlichen Nummer vor unseren Freunden bloß. Ich habe nur gesagt: „Das Bloßstelle­n meiner Kids gehört zu den Aufgaben als Mutter.“(lacht) Wenn man Sie sieht, ist es unglaublic­h, dass Sie 60 Jahre alt werden. Ich bin glücklich, dass ich so alt werden darf. Ich hatte nach meinem Schlaganfa­ll neun Tage Hirnblutun­gen. Meine Überlebens­chance lag bei fünf Prozent. Und es war eigentlich ausgeschlo­ssen, dass ich all meine Körperfunk­tionen wieder erlangen würde. Als ich nach Hause entlassen wurde, konnte ich nur unter größten Schwierigk­eiten laufen. Ich konnte auf dem linken Auge nicht sehen und auf dem linken Ohr nicht hören. Die rechte Arterie, die das Hirn mit Blut versorgt, war mit einer solchen Wucht gerissen, dass der Blutschwal­l meine Nerven zum Ohr und Augen schädigte.

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