Hamburger Morgenpost

Sex und Drogen in Santa Fu

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Henry-Oliver Jakobs saß wegen Mordes 19 Jahre im Gefängnis. Was der 47-Jährige dort erlebte, warum er sich heute für Jugendlich­e engagiert:

zu verdrängen. Aber es gibt auch Junkies, die bereits draußen abhängig waren.“

➤ Gewalt: „Klar herrscht im Knast Gewalt. Muss auch. Sind ja alles Verbrecher. Und jeder, der direkt nach dem Urteil reinkommt, ist voller Wut. Auch ich habe mich anfangs viel geschlagen. Getrennt von seiner Familie, von seinen Freunden. Viele gestehen sich erst nicht ein, dass sie schuld sind. Manche auch nie.

Viel größer ist aber die psychische Gewalt. Von morgens bis abends sagen dir fremde Menschen, was du zu tun und zu lassen hast. Das macht was mit einem. Viele gehen daran kaputt.“

➤ Essen: „Das Essen aus der Großküche ist eine Katastroph­e. Nehmen wir das Beispiel Spaghetti Bolognese: Man freut sich drauf. Was dann aber serviert wird, sind zu weiche Nudeln, die man nicht mal mehr kauen muss, und eine Bolognese, die nur aus zerkochten Tomaten und null Hack besteht. Und dann sind die Portionen so klein, dass selbst mein achtjährig­er Neffe Nachschlag verlangen würde. Viele kaufen sich dann von ihrem Geld beim Kiosk Tiefkühl-Pizzen, Eier und Nudeln.

Für das Frühstück kriegst du montags einmal für die ganze Woche eine Ration Margarine, die du auch fürs Abendbrot nutzen musst. Wir nennen sie Panzerfett. Dazu gibt’s Schoko-Creme, Marmelade, Wurst und Käse. Das Beste im Knast: die eigene Bäckerei. Das Brot wird nicht geliefert, sondern vor Ort frisch zubereitet. Daher ist es wirklich gut.

Gegessen wird nicht, wie viele denken, in einem großen Saal. Jede Station hat 25 Häftlinge und jeder isst in seiner Zelle. Entweder allein oder meistens mit einem Kumpel.“

➤ Sex: „Die meisten schalten ihre Gefühle nach Wärme ab. Aber natürlich sehnen sich auch viele danach und es gibt auch unter Knackis körperlich­e Liebe. Die nutzen dann die zwei Stunden Hofzeit nicht fürs Spaziereng­ehen, sondern für Schäferstü­ndchen in der Zelle. Die meisten sind nicht schwul, sie befriedige­n nur ihre sexuellen Bedürfniss­e.

Wenn du artig bist und dich an die Regeln hältst, kannst du ein Mal im Monat einen Langzeit-Besuch von deiner Freundin bekommen. Du kriegst den Termin vorgesetzt und dann musst du funktionie­ren, sexuell gesehen. Auf Knopfdruck. “

➤ Läuterung: „Nach Jahren fing ich an zu bereuen, merkte, dass ich einen Riesenfehl­er begangen habe. Ich fing an, mich zu engagieren, habe Jugendlich­en, die zur Abschrecku­ng in den Knast kamen, erzählt, wieso sie die schiefe Bahn verlassen sollten. Mittlerwei­le bin ich im Bereich der Kriminalit­ätsPrävent­ion tätig, habe meine Berufung gefunden und die Initiative ,Gefangenen helfen e.V‘ gegründet: Ich werde auf ewig bereuen, was ich getan habe. Dieses Gefühl wünsche ich keinem.“

Klar gibt es im Knast Gewalt. Sind ja alles Verbrecher. Und jeder, der kommt, ist voller Wut.. Henry-Oliver Jakobs

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Der Wachturm von Santa Fu. 19 Jahre lang saß Henry-Oliver Jakobs hier im Knast.
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Ein Bild, das kurz nach der Tat aufgenomme­n wurde. Jakobs hat im August 1995 einen Mann erschossen.

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