Der 63-StundenWahnsinn
NEUSTRART Extrem kurze Pause zwischen zwei Spielen in der englischen Woche. Himmelmann spricht von „Ausnahmesituation“. Hohe Belastung, kaum Regeneration
Gestöhnt wird auf St. Pauli andauernd. Bei St. Pauli dagegen selten. Dabei hätten die Kiezkicker vor dem Start ins neue Fußballjahr allen Grund. Zwischen dem Abpfiff des Auftaktspiels bei Dynamo Dresden nebst Reisestrapazen und dem Anpfiff des Heimspiels gegen Darmstadt liegen gerade mal 63 Stunden!
WM im Sommer hin, Rahmenterminkalender her – nähme man allein den gesunden Menschenverstand als Maßstab, dann fiele einem zu der Ansetzung des 19. Spieltags nur ein Wort ein: Wahnsinn.
Es ist eine englische Woche der besonders harten Art, die alle Klubs betrifft. Aber nicht alle haben eine derart kurze Pause zwischen den Spielen wie die Hamburger.
Am Donnerstag um 20.30 Uhr wird St. Paulis Partie in Dresden angepfiffen. Es ist in der englischen Woche der Ersatz für das MontagsTopspiel. Sonntag steigt um 13.30 Uhr das Heimspiel gegen Darmstadt.
Zweimal mindestens 90 Minuten Höchstbelastung innerhalb kürzester Zeit, dazu Reisestrapazen, wenig Schlaf, kaum Regeneration und das Ganze bei Witterungsbedingungen, die nicht gerade Wellness für den Organismus sind und das Verletzungsrisiko noch erhöhen.
„Das ist für den Start schon knackig“, sagt Torhüter Robin Himmelmann. „Es ist eine Ausnahmesituation – und die nehmen wir an.“Dem Kiezklub bleibt auch nichts anderes übrig.
Mit Kritik an der Ansetzung halten sich die Spieler zurück. Fürsorge der Liga gegenüber den Sportlern sieht allerdings anders aus. Attraktiv ist die Entzerrung des Spieltages in der englischen Woche vor allem für das Fernsehen.
Logistik ist jetzt alles. Am Mittwochnachmittag reisen die Kiezkicker nach dem Vormittagstraining per Bahn nach Dresden. Nach dem Spiel wird dort im Hotel übernachtet, am Freitagmorgen kollektiv ausgelaufen. Danach geht es per Bahn zurück nach Hamburg, Ankunft 15.30 Uhr. Sonnabend steigt das Abschlusstraining, Sonntag das nächste Spiel.
„Natürlich gibt es bessere Umstände“, sagt Kapitän Bernd Nehrig. „Aber wir wollen nicht hadern. Wir sind Wettkampftypen!“