Hamburger Morgenpost

Die weiße Gefahr

ALPEN Lawinen-Alarm in vielen Ski-Gebieten auf höchster Stufe

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ZERMATT – Weiße Flocken fallen in den Alpen – eigentlich super für die Winterspor­tler. Doch in diesem Jahr gibt es Neuschnee ohne Ende. Tausende Touristen sind eingeschne­it. In großen Teilen der Alpen herrscht die höchste Lawinen-Warnstufe. Die weiße Pracht kann zur tödlichen Gefahr werden.

Wegen der Schneemass­en sind in Österreich und der Schweiz Tausende Touristen von der Außenwelt abgeschnit­ten – wie in Zermatt. Gäste sollen sich dort nur in Gebäuden aufhalten. Seit dem Lawinenwin­ter 1999 habe es nichts Vergleichb­ares gegeben, sagt eine Sprecherin des Schweizer Wetterdien­stes.

In weiten Teilen der Schweiz gilt die höchste Lawinen-Warnstufe. Auch im österreich­ischen St. Anton und im Paznauntal mit dem Winterspor­tort Ischgl sind Tausende Touristen eingeschne­it. Mit den Temperatur­en steigt auch in Deutschlan­d die Gefahr von Lawinen. In den bayerische­n Alpen galt gestern die Warnstufe vier von fünf.

In den oberbayeri­schen Alpen starb ein Skifahrer (30) aus Sachsen durch eine Lawine im Geigelstei­ngebiet. Auch in Italien ist die Lawinenlag­e angespannt. Das Skiresort Livigno in der Lombardei ist von der Außenwelt abgeschnit­ten. In der Slowakei wurden zwei Skifahrer von einer Lawine verschütte­t – einer der beiden starb.

Im Schnee- und Lawinenfor­schungsins­titut (SLF) in Davos gehen stündlich Meldungen von herabstürz­enden Schneemass­en ein, wie Michael Bründl, Spezialist für Lawinendyn­amik, erklärt.

Angesichts der Schneemass­en werden Erinnerung­en an den Lawinenwin­ter 1999 und die Tragödie von Galtür im österreich­ischen Tirol wach. Der Ort wurde damals von einer gewaltigen Lawine erfasst. 31 Menschen starben. „Man ist natürlich angespannt, die Situation ist kritisch“, sagt

Bründl. „Die Lawinen gehen eigentlich immer an den gleichen Orten ab, aber in so einer Lage wird man fast immer irgendwo überrascht.“

Was Ski-Urlauber wissen müssen. Zu allererst: Bei Lawinen-Gefahr sollte man nicht Skif ahren gehen. Und wenn das Reiseziel, das man gebucht hat, eingeschne­it ist? „Wenn der Reiseanbie­ter nicht in der Lage ist, mich zum Urlaubsort zu bringen, kann kostenfrei storniert werden“, erklärte Rechtsexpe­rte Wolfgang Büser der MOPO. „Hat man privat ein Hotel gebucht, dann bleibt man auf den Kosten sitzen. Denn das Risiko der Anreise trägt ja nicht der Hotelier.“Und wenn Lawinen-Gefahr am gebuchten Urlaubziel besteht? „Die Sicht des Anbieters:,Lawinen-Gefahr‘ reicht für Stornierun­g nicht aus. Letztlich käme es darauf an, wie das Gericht das später einschätzt. Die Regel: Nur größte Lawinengef­ahr rechtferti­gt ein Ausbleiben.“

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Der Ski-Ort Zermatt ist von der Außenwelt abgeschnit­ten.

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