Läuft die Uhr für die Sommerzeit bald ab?
EU-Abgeordnete: Die Zeitumstellung muss überprüft werden. Parlament fordert Kommission zu „gründlicher Bewertung“der Auswirkungen auf
STRASSBURG – Im nächsten Monat ist es erneut so weit. Am 25. März wechseln wir wieder in die Sommerzeit, die Uhren werden von 2 auf 3 Uhr vorgestellt, eine Stunde fehlt uns dann. Eine Stunde vor, eine Stunde zurück. So geht das nun in Deutschland seit fast 40 Jahren. Für viele ist das inzwischen ein Ärgernis. Und was die Zeitumstellungen bringen, ist umstritten. Das EU-Parlament will nun, dass Kosten und Nutzen endgültig geklärt werden. Und dann könnte es dazu kommen, dass die Zeitumstellung völlig abgeschafft wird. Die Parlamentarier machen richtig Druck. „Jetzt muss die Europäische Kommission endlich reagieren“, teilte der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber mit. Die Chancen, dass die Sommerzeitregelung zurückgenommen wird, waren wohl noch nie so groß.
Erst führte Deutschland die Sommerzeit ein. Das war 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EULändern einheitlich die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.
Der Nutzen ist umstritten Laut Umweltbundesamt knipsen die Deutschen wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht an – im Frühjahr und Herbst jedoch wird morgens dafür mehr geheizt. Außerdem sehen Mediziner Gesundheitsrisiken für empfindsame Menschen.
Eine Langzeitstudie kam zu dem Ergebnis, dass es nach der Umstellung auf ommerzeit ein Viertel mehr Herzinfarkte, zwölf Prozent mehr Depressionen und 15 Prozent mehr Krankmeldungen gibt. Von einem „Mini-Jetlag“, der vor allem Kinder und Alte treffe, sprach die Spanierin Inés Ayala Sender von den europäischen Sozialdemokraten. Andere Abgerdnete warnten vor mehr Verkehrsunfällen wegen Übermüdung sowie Nachteilen für Bauern, deren Kühe nach der Umstellung zunächst weniger Milch geben. Wieder andere sprachen von übertriebenen „Horrorszenarien“.
Nun liegt der Ball bei der EU-Kommission. Sie prüft Forderungen nach einer Abschaffung der Sommerzeit bereits seit Längerem. Sollte sie zu dem Schluss kommen, dass der Schaden überwiegt, könnte sie den Mitgliedstaaten und dem Parlament einen Vorschlag zur Änderung der entsprechenden Richtlinie unterbreiten.
EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc stellte gestern im Parlament bereits klar, eine Abschaffung könne es nur europaweit geben. Bei einem Flickenteppich mit verschiedenen Zeitregelungen drohten Probleme im Binnenmarkt.