Hier schießt der Chef
Im „Edelsatt“werden Wild-Burger mit Anspruch serviert
Man dachte ja, das Burger-Ding sei langsam ausgereizt – doch jetzt kommen Hirsch, Reh und Wildschwein zwischen die Brötchen! Das „Edelsatt“aus Winterhude hat eine zweite Dependance im Karoviertel eröffnet. Serviert wird Wild mit Anspruch.
Grobe Holzmöbel und tannengrüne Wände – im „Edelsatt“ist Waldfeeling angesagt. Das gilt auch für die Karte: Es gibt es sieben Burger mit je 150 Gramm Wild (Reh, Hirsch, Schwein) und ausgefallenen Zutaten wie Birnen-Ingwer-Chutney oder Meerrettich-Minz-Sauce, dazu einen Wasabi-Lachs-Burger, Veggie- und Vegan-Varianten sowie Wildcurry- und Bratwurst.
Wir nehmen den StandardBurger (9 Euro), der mit karamellisiertem Zwiebelrelish und Preiselbeeren so gar nicht Standard ist. Das Fleisch ist nicht ganz so saftig wie bei frischem Rinderhack, passt aber perfekt zu der Süße der Preiselbeeren.
Auch der „Mediterrano“(9,50 Euro) mit gegrillter Aubergine, Parmesanchip und TomatenCashew-Mayo überzeugt uns. Die Bio-Brötchen dazu sind top, und auch sonst wird Nachhaltigkeit großgeschrieben: Selbst die Servietten sind öko.
Für 3,90 Euro extra gibt’s noch ein Getränk und einen wirklich guten Salat bzw. leckere Pommes. Die passenden Dips (etwa Trüffel-Mayo oder Orange-Chili) kosten ebenfalls.
Drei weitere positive Überraschungen: 1. Der Kellner kann Fachfragen nach den Unterschieden zwischen Dam- und Rotwild zufriedenstellend beantworten. 2. Es gibt Störtebeker-Lager vom Fass (0,4 l für 3,90 Euro). 3. Die Weinkarte ist für einen Burger-Laden ansehnlich, der empfohlene Sangiovese (0,2 l für 6,50 Euro) geht gut zur Wildbulette.
Eine Enttäuschung gibt’s auch: Der Nachtisch (Crème brûlée) ist leider ausverkauft, die Arbeiter der Messe gegenüber haben alles leer gegessen.
Wahrlich einzigartig ist, dass die Chefs genau wissen, wo ihr Fleisch herkommt: Sie schießen es nämlich selber, erklärt Johann Jencquel (28), der mit Sebastian Kaempfert (29) vor drei Jahren die erste Filiale in Winterhude und im Sommer die zweite im Karoviertel eröffnete. Schon als Teenager gingen sie zur Jagd, haben ein eigenes Revier in Niedersachsen, ihr Fleisch und das weiterer Jäger wird in einer Manufaktur verarbeitet. „Wir bedienen uns an der Natur, das ist unsere Philosophie“, sagt Jencquel. Er hofft, mit seinen Burgern Wild von einem Saison- zu einem Ganzjahresprodukt machen zu können.