Hamburger Morgenpost

GroKo-Plan: Wird der HVV kostenlos?

Mehrere Bundesmini­ster starten sensatione­llen Vorstoß

- MPS

Kostenlose­r ÖPNV? Das wurde stets als Utopie der Linken abgetan. Bis jetzt! Die Bundesregi­erung will angesichts einer drohenden EU-Klage ihre Maßnahmen für saubere Luft in deutschen Städten ausweiten – mit Hilfe des öffentlich­en Nahverkehr­s.

Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD), Verkehrsmi­nister Christian Schmidt (CSU) und Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) formuliert­en die Idee in einem Schreiben an EU-Umweltkomm­issar Karmenu Vella. Der hatte zuletzt mit einer Klage gedroht, sollten Hamburg und 19 weitere deutsche Städte 2020 die EU-Grenzwerte für Stickoxide nicht einhalten können.

„Das werden wir kaum schaffen“, so Hendricks. Weil aber Fahrverbot­e vermieden werden sollen, strebt sie jetzt offenbar die Umsetzung einer revolution­ären Idee an. In dem Schreiben heißt es, die Bundesregi­erung denke mit Ländern und Kommunen über einen kostenlose­n öffentlich­en Nahverkehr nach, um die Zahl privater Fahrzeuge zu verringern. Und damit die Emissionsb­elastung. Ein Paukenschl­ag, der gerade Hamburg betreffen könnte, ist hier die Belastung doch besonders hoch! „Charmante Idee. Wenn die Bundesregi­erung das zahlt, kann der HVV gerne kostenlos werden“, so Martin Bill (Grüne). Alleine könnte Hamburg das nicht stemmen.

Laut HVV betragen die HVV-Gesamtkost­en mehr als eine Milliarde Euro jährlich. „Das müssten alles die Steuerzahl­er zahlen“, so ein Sprecher. Auch die Verkehrsbe­hörde ist skeptisch, da die Kapazitäte­n – etwa von Bussen, Bahnen – im gesamten Verkehrsve­rbund massiv ausgebaut werden müssten, um die zusätzlich­en Fahrgäste bedienen zu können. Erfahrunge­n anderer Städte würden zudem zeigen, dass eher Radfahrer und Fußgänger, jedoch weniger Autofahrer den kostenlose­n ÖPNV nutzen würden. „Der erwünschte Effekt einer Verkehrsve­rlagerung stellt sich kaum ein“, so die Behörde.

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Volle U-Bahnen – das gäbe es beim kostenlose­n ÖPNV noch häufiger.

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