Hamburger Morgenpost

„Hier sind Reich und Arm so schön getrennt“

- Von TILL STOPPENHAG­EN

„Ein wunderschö­ner Abend hier in diesem wunderschö­nen ... Loch“: So lautet Helge Schneiders Fazit am Ende seines Debütkonze­rts in der Elbphilhar­monie. Zwei Stunden lang hat die „singende Herrentort­e aus dem Ruhrgebiet“den Tempel der Hochkultur mit Klasse-Jazz und absurder Komik begeistert.

Und natürlich ist der Saal selbst immer wieder Thema bei Schneiders Stand-upEinlagen. Er habe ja schon vor 50, 60 Jahren als Kind hier gespielt, als er im Hafen Säcke schleppen musste, um Geld fürs Studium zusammenzu­bekommen.

„Ich find’s ja auch ganz toll, dass hier hinter mir noch welche sitzen“, ruft der Entertaine­r in die weinbergar­tig rund um die Bühne ansteigend­en Ränge hinein. „Das ist hier so schön aufgeteilt zwischen Reich und Arm. Hier...“– er wendet sich dem Publikum auf der Rückseite der Bühne zu – „...die aus Pinneberg. Und hier ...“– er deutet auf die teuren Plätze direkt vor dem Podium – „sitzen die vonner Außenalste­r.“

Aber seine Zuschauer müssen noch mehr wohldosier­te Unverschäm­theiten über sich ergehen lassen.

„Karneval habt ihr hier nich’, oder?“, fragt Schneider und beugt sich dann zu einem Mann in der ersten Reihe hinab. „Aber warum hast du dich denn so verkleidet?“

Die rund 2000 Fans im ausverkauf­ten Saal lachen Tränen. Krönender Abschluss des Konzerts: Multiinstr­umentalist Schneider sprintet durch die Ränge hoch zur Orgel und legt ein Medley hin – unter anderem mit einer schräg verjazzten, aber laut bejubelten Version von „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Großartig!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany