Hamburger Morgenpost

Paulis VIP-Räume

Die Odyssee der 22 Container, in denen einst Promis und Profis am Millerntor ihren Spaß hatten

- BUTTJE ROSENFELD r.rosenfeld@mopo.de

Sie stehen für eine herrlich verrückte Zeit am Millerntor: Auf dem Gelände der Rindermark­thalle, nur 100 Meter von ihrem ursprüngli­chen Platz hinter der alten Haupttribü­ne entfernt, befinden sich 22 Container, die einst für den FC St. Pauli als „Ballsaal“dienten. Seit nunmehr neun Jahren wird für die Ex-VIP-Räume, in denen Promi-Gäste und auch Spieler einst ihren Spaß hatten, eine Bestimmung gesucht.

Die Container, die eine Fläche von insgesamt 400 Quadratmet­ern haben, hatte der Hamburger Unternehme­r und große St. Pauli-Fan Jürgen Kosian (61) im Zuge des Stadion-Neubaus 2009 für 15150 Euro ersteigert. Die Beweggründ­e des FußballNos­talgikers: „Ich habe da drinnen, wie viele andere auch, wahnsinnig schöne Stunden verbracht. Ich wollte ein Stück altes St. Pauli erhalten, gleichzeit­ig den Klub unterstütz­en.“Seine Überlegung war anfangs, die Container zum Beispiel für Events, speziell für kulturelle Veranstalt­ungen, nutzen zu lassen. Umsetzen konnte er sie aus verschiede­nen Gründen allerdings nie.

Sein erster Plan für einen geeigneten Standort: „Ich hätte sie gern auf dem Gelände des neuen Millerntor-Stadions hinter der Gegengera- de aufgebaut. Doch dafür war schließlic­h nicht genügend Platz.“

Für die kultigen Container begann eine Odyssee, die noch nicht zu Ende ist. Zunächst standen sie auf dem Firmengelä­nde eines Kosian-Kumpels in Nordersted­t, später in Altengamme.

Kosian überließ die Behälter seinem Freund John Schierhorn, der sie mit „liebevolle­r Unterstütz­ung“der Lebensmitt­elkette Edeka vor knapp zwei Jahren auf dem Parkraum des Einkaufsze­ntrums abstellen konnte. Der Hamburger (41) ist ein Kind des Schanzenvi­ertels und ein Macher: Er ist Teilhaber vom „Central Park“und vom „Waagenbau“, brachte für das Trinkwasse­rprojekt „Viva con Agua“das mittlerwei­le erfolgreic­he Mineralwas­ser auf den Markt.

Auch Schierhorn, der in seiner Jugend neun Jahre bei den Braun-Weißen spielte und oft die Heimspiele besucht, ist auf der Suche. Die Überlegung, die Container als Büro oder Anlaufstel­le für Geflüchtet­e zur Verfügung zu stellen, scheiterte wie schon bei Kosians Plänen an behördlich­en Auflagen.

Ihm wäre es am liebsten, wenn die Container, die er von der Street Art School St. Pauli mit Graffiti aufhübsche­n ließ, im Viertel blieben: „Das muss aber nicht zwingend so sein. Hauptsache, sie sind gut erreichbar.“Ihm ist eine gemeinnütz­ige Verwendung wichtig. Egal, ob Atelier, Werkstatt oder Lagerräume, Schierhorn sagt: „Wir reden über alles mit dem Stadtteil.“Gespräche laufen bereits. Dennoch ist Schierhorn für Ideen vor allem für einen Aufstellor­t des alten VIP-Ballsaals dankbar: Seine E-Mail-Adresse: schierhorn@ufd.hamburg

 ??  ?? John Schierhorn zeigt auf die 22 Container, die früher als VIP-Räume dienten. Sie stehen nur 100 Meter vom Stadion entfernt. Sein Freund Jürgen Kosian (r.) hatte die Behälter 2009 für 15 150 Euro ersteigert.
John Schierhorn zeigt auf die 22 Container, die früher als VIP-Räume dienten. Sie stehen nur 100 Meter vom Stadion entfernt. Sein Freund Jürgen Kosian (r.) hatte die Behälter 2009 für 15 150 Euro ersteigert.
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