Grotesker Streit um neue Kita
Stadt fordert Holzbau – und genehmigt diesen dann nicht
Bau-Posse auf Kosten einer neuen Kita: In Neugraben bekommt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) derzeit keine Genehmigung für den Bau eines Kita-Gebäudes. Als Grund nennt der Bezirk Harburg die Holzfassade, die dem Brandschutz nicht entspräche. Dabei war in der Ausschreibung der Stadt ausdrücklich Holzbauweise gewünscht worden.
„Unter meiner Ägide hat das DRK schon 17 Kitas gebaut, aber so was Groteskes ist mir noch nie untergekommen“, ärgert sich Harburgs DRKChef Harald Krüger. „Die Stadt fordert hier etwas von uns, was sie dann an anderer Stelle durch eine andere Behörde wiederum verbietet.“
Das DRK hatte sich um den Bau der Kita im Vogelkamp in Neugraben beworben und vom städtischen Projektentwickler IBA den Zuschlag erhalten. In der Ausschreibung hieß es: „Eine Realisierung in Holzbauweise wird besonders positiv bewertet.“Da die Unterhaltungskosten bei Holzbauweise hoch sind, entschied sich das DRK für eine reine Holzfassade.
Alle Baufortschritte seien dann intensiv mit der IBA und dem Bezirk abgesprochen worden. „Wir hatten sogar einen Termin vor Ort, bei dem wir die Holzlatten dabeihatten und über die Farbe diskutierten“, so Krüger. Es könne also keine Rede davon sein, dass die Holzfassade nun für einen der Beteiligten überraschend komme. Krüger: „Wir hängen auch gar nicht am Holzbau, wir hätten das nur gern früher gewusst.“
Denn nun müssen die Pläne überarbeitet werden und das koste wieder zwei Monate Zeit. „Und die IBA droht uns gleichzeitig mit Konventionalstrafen, wenn wir nicht rechtzeitig mit dem Bau starten“, so der DRK-Chef. Und das könne dann schnell 50 000 Euro kosten.
Mit diesen Problemen hätte Krüger nie gerechnet, denn überall in der Stadt gibt es Kitas mit Holzfassade. Auf dem IBA-Gelände in Wilhelmsburg hat auch ein Hotel eine Holzfassade. Doch an der verfahrenen Lage will jetzt niemand schuld sein. Der Bezirk argumentiert, dass es im Bereich der Flucht- und Rettungswege an der Fassade kein Holz geben darf. Sprecherin Bettina Maak: „Dann ist die Nutzbarkeit dieser Wege nicht mehr sichergestellt.“
Auch die IBA wäscht ihre Hände in Unschuld. „Wir haben gar keine Vorgaben zur Fassade gemacht“, heißt es dort. Krüger kontert: „Aber sie haben den Zuschlag dem gegeben, der bereit war, mit Holz zu bauen.“Das Thema ist auch politisch äußert brisant. Denn es geht um den Bau einer dringend benötigten Kita im Neubaugebiet.
Wer dort ein Haus gebaut hat, dem wurde eine gute Infrastruktur mit Schulen und Kitas versprochen. Doch die Kita-Eröffnung, die ursprünglich in diesem Frühjahr gefeiert werden sollte, wurde erst auf Herbst 2019 verschoben und kommt nun wohl erst im Jahr 2020.