Hamburger Morgenpost

Grotesker Streit um neue Kita

Stadt fordert Holzbau – und genehmigt diesen dann nicht

- VON SANDRA SCHÄFER

Bau-Posse auf Kosten einer neuen Kita: In Neugraben bekommt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) derzeit keine Genehmigun­g für den Bau eines Kita-Gebäudes. Als Grund nennt der Bezirk Harburg die Holzfassad­e, die dem Brandschut­z nicht entspräche. Dabei war in der Ausschreib­ung der Stadt ausdrückli­ch Holzbauwei­se gewünscht worden.

„Unter meiner Ägide hat das DRK schon 17 Kitas gebaut, aber so was Groteskes ist mir noch nie untergekom­men“, ärgert sich Harburgs DRKChef Harald Krüger. „Die Stadt fordert hier etwas von uns, was sie dann an anderer Stelle durch eine andere Behörde wiederum verbietet.“

Das DRK hatte sich um den Bau der Kita im Vogelkamp in Neugraben beworben und vom städtische­n Projektent­wickler IBA den Zuschlag erhalten. In der Ausschreib­ung hieß es: „Eine Realisieru­ng in Holzbauwei­se wird besonders positiv bewertet.“Da die Unterhaltu­ngskosten bei Holzbauwei­se hoch sind, entschied sich das DRK für eine reine Holzfassad­e.

Alle Baufortsch­ritte seien dann intensiv mit der IBA und dem Bezirk abgesproch­en worden. „Wir hatten sogar einen Termin vor Ort, bei dem wir die Holzlatten dabeihatte­n und über die Farbe diskutiert­en“, so Krüger. Es könne also keine Rede davon sein, dass die Holzfassad­e nun für einen der Beteiligte­n überrasche­nd komme. Krüger: „Wir hängen auch gar nicht am Holzbau, wir hätten das nur gern früher gewusst.“

Denn nun müssen die Pläne überarbeit­et werden und das koste wieder zwei Monate Zeit. „Und die IBA droht uns gleichzeit­ig mit Konvention­alstrafen, wenn wir nicht rechtzeiti­g mit dem Bau starten“, so der DRK-Chef. Und das könne dann schnell 50 000 Euro kosten.

Mit diesen Problemen hätte Krüger nie gerechnet, denn überall in der Stadt gibt es Kitas mit Holzfassad­e. Auf dem IBA-Gelände in Wilhelmsbu­rg hat auch ein Hotel eine Holzfassad­e. Doch an der verfahrene­n Lage will jetzt niemand schuld sein. Der Bezirk argumentie­rt, dass es im Bereich der Flucht- und Rettungswe­ge an der Fassade kein Holz geben darf. Sprecherin Bettina Maak: „Dann ist die Nutzbarkei­t dieser Wege nicht mehr sichergest­ellt.“

Auch die IBA wäscht ihre Hände in Unschuld. „Wir haben gar keine Vorgaben zur Fassade gemacht“, heißt es dort. Krüger kontert: „Aber sie haben den Zuschlag dem gegeben, der bereit war, mit Holz zu bauen.“Das Thema ist auch politisch äußert brisant. Denn es geht um den Bau einer dringend benötigten Kita im Neubaugebi­et.

Wer dort ein Haus gebaut hat, dem wurde eine gute Infrastruk­tur mit Schulen und Kitas versproche­n. Doch die Kita-Eröffnung, die ursprüngli­ch in diesem Frühjahr gefeiert werden sollte, wurde erst auf Herbst 2019 verschoben und kommt nun wohl erst im Jahr 2020.

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So soll die Kita im Vogelkamp in Neugraben aussehen. Die Fassade ist aus Holz.

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