Hamburger Morgenpost

Die Kilometer-Fresser

Kein Team der zweiten Liga muss in diesem Halbjahr so weit reisen wie St. Pauli

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Es geht ganz tief runter für St. Pauli. Nicht in der Tabelle, sondern auf der Deutschlan­dkarte. Die Reise nach Ingolstadt ist nur eine von sechs langen Auswärtsre­isen in diesem Jahr. Kein Zweitligis­t muss zwischen Winterpaus­e und Saisonende so viele Kilometer abreißen wie die Hamburger.

Wenn die Kiezkicker heute den ICE in Richtung Bayern besteigen, dann haben sie mehr als 600 Kilometer und fünf Stunden Fahrt vor sich. Und nach dem Spiel geht es die gleiche Distanz und Dauer wieder zurück. Eine solche Reise an sich ist nichts Ungewöhnli­ches.

Außergewöh­nlich ist die Ballung der weiten Auswärtsre­isen in der zweiten Saisonhälf­te für St. Pauli.

Dresden und Heidenheim hat St. Pauli schon hinter sich. Ingolstadt steht jetzt an – und dann noch Kaiserslau­tern, Aue und Regensburg. Düsseldorf und Duisburg sind vergleichs­weise kurze Trips – aber nur in Relation.

Mehr als 8000 Kilometer wird der braun-weiße Tross in den acht Gastspiele­n zurücklege­n. Die Kiezkicker als Kilometer-Fresser.

„Das ist eine Herausford­erung“, sagt Trainer Markus Kauczinski im Gespräch mit der MOPO über die Fülle der weiten Touren, die der Spielplan vorsieht. „Das macht schon was aus.“

Lange AuswärtsTr­ips, die die Hamburger fast immer mit der Bahn und nur selten per Flugzeug zurücklege­n, seien in mehrfacher Hinsicht fordernd, so Kauczinski. Hoher Zeitaufwan­d, Stress, langes Sitzen, bei eventuelle­n Übernachtu­ngen wenig Schlaf, weniger Regenerati­on und Einfluss auf den Trainingsp­lan davor und danach. „Nach so einer Tour ist man genudelt. Das merkt man den Jungs auch an“, berichtet der Coach. „Da brauchst du Erholung und Ausgleich – für Körper und Kopf. Darauf achten wir.“Die kürzesten Auswärtsre­isen nach Kiel, Braunschwe­ig, Berlin, Bielefeld und Bochum hatte St. Pauli allesamt in der Hinrunde.

Gejammert oder geklagt wird aber nicht. Kauczinski spricht schließlic­h nicht von „Problem“, sondern von „Herausford­erung“.

Das gilt übrigens auch für die Fans, die ihr Team regelmäßig auswärts begleiten. Der Spielplan 2018 kostet den reisefreud­igen Anhang viel Zeit und Geld.

Für Kauczinski wird die Tour nach Ingolstadt eine besondere. Der 47-Jährige kehrt an seine letzte Wirkungsst­ätte zurück, wo er von Juli bis November 2016 unter Vertrag gestanden hatte. „Ich freue mich drauf “, sagt er. „Ich habe gute Erinnerung­en, auch wenn die Zeit kurz war.“

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St. Pauli-Express: In den kommenden Wochen werden Torhüter Robin Himmelmann (r.) und seine Mitspieler viel Zeit im Zug verbringen.
 ??  ?? Trainer Markus Kauczinski (l.), Aziz Bouhaddouz und das Team reisen von Januar bis Mai 8000 km.
Trainer Markus Kauczinski (l.), Aziz Bouhaddouz und das Team reisen von Januar bis Mai 8000 km.
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