Große Meckerkiste
Der Dacia Logan MCV ist als Raumwunder beliebt. Aber er hat auch eklatante Schwächen
Es klingt verlockend: Die Preisliste beginnt bei knapp 8000 Euro. Wer ein bisschen Ausstattung möchte – etwa ein Radio, elektrische Fensterheber oder eine Zentralverriegelung – legt einen Tausender drauf. Und wer dann im Betrieb noch sparen möchte – an Treibstoffkosten, an schädlichen Abgasen – bestellt die Autogasversion, die es ab gut 11 000 Euro gibt. In Verbindung mit dem riesigen Kofferraum von fast 600 Litern scheint der günstigste Kombi am deutschen Markt ein richtig guter Deal zu sein.
Um es vorwegzunehmen, mit dem Dacia Logan MCV geht man – erwartbar – Kompromisse ein. Aber geht es nur um Feinheiten? Angefangen bei der Lenkung; weich, fast als drehe man es in der Luft, lässt sich das Volant bedienen. Rückmeldungen von der Straße? Kaum und meist erst, wenn es mal wieder mit der Traktion hapert. Der Federungskomfort? Verdient den Namen nicht. Unebenheiten werden weitgehend unbehandelt in die Sitze weitergereicht, und geht es über Bodenwellen, schaukelt sich die Karosse mitunter derart auf, dass sie fast abzuheben scheint.
Von den Dämpfern zur Dämmung: auch hier Anlass für Kritik. Geräusche jeglicher Art kommen wie die nach Abgasen riechende Außenluft nahezu ungefiltert in den Innenraum. Das akustische Erlebnis à la Dacia fängt bei den Abrollgeräuschen an, geht über früh einsetzende Wind- und Knarzgeräusche der Fußbremse bis hin zum fröhlich ratternden Dreizylinder, der in seinem Übermut zwar vibrationsstark, aber kräftiger loslegt, als das Drehmoment von 140 Nm erwarten ließe.
Anstrengend ist die Schaltarbeit: Die Schaltpunktanzeige meint es zwar gut, aber sie nervt. Andauernd meldet sich die entsprechende Leuchte in der einfach gehaltenen Cockpit-Anzeige. Doch auch Positives gibt es zu vermelden: die gute Rundumsicht, die ein Unabhängigkeitsgefühl von der optionalen Rückfahrkamera liefert. Trotz aller Schwächen bei der Materialanmutung gibt es gegen wenig Aufgeld ein gut funktionierendes Navi-Infotainment-System. Klar, dass bei dem Fahrzeugpreis das Kapitel zu den Assistenten schnell erzählt ist: Neben Parkpiepsern hinten gibt es einen einfachen Tempomaten, dessen Bedienelemente sich allerdings auf Lenkrad und Mittelkonsole verteilen.
Das wohl größte Argument für den MCV ist der Laderaum, der sich auf bis zu 1518 Liter erweitern lässt. Und dann ist da noch der Verbrauch: Schon mit Super befeuert ist der Dreizylinder ein Kostverächter, wer aber im Autogas-Betrieb unterwegs ist, benötigt über sechs Liter. Doch wirtschaftlicher fährt man dann trotzdem, denn der Liter LPG kostet derzeit nur um die 55 Cent. Auch aufs Ökogewissen wirkt der Autogas-Logan beschwichtigend: Die CO2 -Emission sinkt gegenüber Benzin um rund 15 Prozent, die Feinstaubbelastung auf fast null.
Doch reichen Wirtschaftlichkeit und abgemilderte Umweltbelastung? Man kommt schnell wieder ins Grübeln, sobald man in den unangenehm nach hinten ausgebeulten Sitzen längere Strecken fahren muss, beim Gänge sortieren mit den knorpeligen Schaltwegen hadert oder die zappelige Gasannahme nervt.
➤ Technische Daten: Motor/Antrieb: DreizylinderBenziner mit Autogasantrieb und 90 PS, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,49 cm/1,73 cm/1,55 cm/2,64 cm; Kofferraum: 573 - 1 518 l; Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h; Beschleunigung von 0 auf 100: 11,3 Sekunden; Normverbrauch: 6,2 LPG; 4,9 Super; ab 9990 Euro.