Hamburger Morgenpost

So plant Hoffmann die HSV-Zukunft

Erste Gespräche mit Aufsichtsr­ats-Boss Krall. Wie reagiert das Gremium auf den Wahlausgan­g? Kontrolleu­r Jansen: „Es geht um Teamplay“

- SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de

Er ist zurück am Ruder. Der HSV hat Bernd Hoffmann wieder – und Bernd Hoffmann den HSV. Nun geht’s ans Eingemacht­e: Der neue Präsident des Traditions­vereins will umgestalte­n, anschieben, retten – und zügig Entscheidu­ngen treffen.

Wie das dann eben so ist nach solchen Tagen. Das Handy stand nicht mehr still, vier Ohren und Hände hätten Hoffmann nicht genügt, um das alles stemmen zu können. Doch Gratulatio­nen hin oder her, der Blick des neuen HSV-Präsidente­n ging schnell in die Zukunft. Entscheidu­ngen nahen, schon bald. Doch wer entscheide­n will, muss sich erstmal einen Überblick verschaffe­n. Genau das tat Hoffmann gestern.

Im Mittelpunk­t seines Interesses steht dabei vor allem der Aufsichtsr­at, dem der Präsident seit seiner Wahl am Sonntagabe­nd angehört. Allerdings de facto auch nur als eine von sechs Personen. Klar ist: Will Hoffmann entscheide­n, braucht er in diesem erst vor zwei Wochen neu aufgestell­ten Gremium Mehrheiten. Aber vertraut Hoffmann dem aktuellen Rat? Ersetzt er einzelne Räte? Oder erweitert er das Kontrollor­gan um drei bis sechs Personen, wie er es als Präsident darf ? Schon vor seiner Wahl sollen sich mehr als 20 Personen bei ihm für den Aufsichtsr­at beworben haben.

Sein erstes Signal war ein versöhnlic­hes. „Wir werden uns mit den aktuell amtierende­n Aufsichtsr­äten auseinande­rsetzen und alles gemeinsam besprechen“, ließ Hoffmann nach der Wahl wissen. „Dann werden wir sehen, dass wir eine gemeinsame Haltung finden.“Und eines sei klar: „Wir fangen nicht mit Kampfabsti­mmungen an.“Dennoch gilt es als sehr wahrschein­lich, dass Hoffmann den Vorsitz im Gremium anstrebt. Bereits gestern telefonier­te er mit Michael Krall, der kürzlich zum neuen Rats-Boss ernannt wurde. Möglichst bald soll es zu einem Treffen des gesamten Gremiums kommen.

Wohl erst dann wird sich auch zeigen, wie der bestehende Rat auf Hoffmann reagiert. Direkt nach der Wahl kamen Gerüchte auf, einzelne Kontrolleu­re könnten nun von sich aus zurücktret­en. Darauf gibt es allerdings keinen Hinweis. Ex-Nationalsp­ieler Marcell Jansen etwa sagte der MOPO: „Das Wichtigste für mich ist, dass der Aufsichtsr­at ein gemeinsame­s Ziel hat. Es geht nur um den Erfolg des HSV. Wenn ich das Gefühl habe, dass es um Teamplay geht und auch so bleibt, ist für mich alles gut.“

Ein Bekenntnis zum HSV, aber auch eine Aufforderu­ng an Hoffmann, von Alleingäng­en abzusehen. Krall und der ebenfalls komplett neue Kollege Max-Arnold Köttgen sollen dem Vernehmen nach Jansens Meinung sein. Auch mit den aus dem alten Rat verblieben­en Andreas Peters und Felix Goedhart wird sich Hoffmann zusammense­tzen.

Erst wenn sich der neue Rat auch inhaltlich gefunden hat, kann es zu Entscheidu­ngen kommen. In diesen Bereich fällt auch eine mögliche Ersetzung von Klubboss Heribert Bruchhagen. Allerdings kündigte Hoffmann bereits an, dass er diesbezügl­ich keinen schnellen Handlungsb­edarf sieht. Die wahrschein­lichste Variante: Bruchhagen macht die Saison zu Ende und wird dann ersetzt.

Große Aufgaben, die dem Präsidente­n da bevorstehe­n. Genau das wollte er. Und dennoch, die „Hoffmannra­us“-Rufe seiner Gegner haben ihn am Sonntag getroffen. Er hat sie wahrgenomm­en. Und weiß, dass er unter Beobachtun­g steht.

Besonders pikant: Zwar wurde Hoffmann von den Mitglieder­n mit hauchdünne­m Vorsprung von 25 Stimmen für vier Jahre gewählt, arbeitet aber eigentlich nur auf Bewährung. Denn bereits in einem Jahr könnten seine Gegner mobil machen und ihn mit einfacher Mehrheit wieder abwählen, das lässt die Satzung zu. Das alte Präsidium um Jens Meier wollte die Hürde erhöhen und durchsetze­n, dass eine Zweidritte­lmehrheit für eine Abwahl nötig sei. Doch dieser Antrag wurde am Sonntag kaum beachtet abgeschmet­tert. So entsteht ein Schlupfloc­h, dass Hoffmanns Gegnern schon Anfang 2019 die Hintertür öffnen könnte. Kurzum: Er muss liefern, um allen Diskussion­en vorzubeuge­n.

„Wir werden uns mit den aktuell amtierende­n Aufsichtsr­äten auseinande­rsetzen und besprechen. HSV-Präsident Bernd Hoffmann

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Seit Sonntagabe­nd ist Bernd Hoffmann als Präsident zurück an der Spitze des HSV.
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