So plant Hoffmann die HSV-Zukunft
Erste Gespräche mit Aufsichtsrats-Boss Krall. Wie reagiert das Gremium auf den Wahlausgang? Kontrolleur Jansen: „Es geht um Teamplay“
Er ist zurück am Ruder. Der HSV hat Bernd Hoffmann wieder – und Bernd Hoffmann den HSV. Nun geht’s ans Eingemachte: Der neue Präsident des Traditionsvereins will umgestalten, anschieben, retten – und zügig Entscheidungen treffen.
Wie das dann eben so ist nach solchen Tagen. Das Handy stand nicht mehr still, vier Ohren und Hände hätten Hoffmann nicht genügt, um das alles stemmen zu können. Doch Gratulationen hin oder her, der Blick des neuen HSV-Präsidenten ging schnell in die Zukunft. Entscheidungen nahen, schon bald. Doch wer entscheiden will, muss sich erstmal einen Überblick verschaffen. Genau das tat Hoffmann gestern.
Im Mittelpunkt seines Interesses steht dabei vor allem der Aufsichtsrat, dem der Präsident seit seiner Wahl am Sonntagabend angehört. Allerdings de facto auch nur als eine von sechs Personen. Klar ist: Will Hoffmann entscheiden, braucht er in diesem erst vor zwei Wochen neu aufgestellten Gremium Mehrheiten. Aber vertraut Hoffmann dem aktuellen Rat? Ersetzt er einzelne Räte? Oder erweitert er das Kontrollorgan um drei bis sechs Personen, wie er es als Präsident darf ? Schon vor seiner Wahl sollen sich mehr als 20 Personen bei ihm für den Aufsichtsrat beworben haben.
Sein erstes Signal war ein versöhnliches. „Wir werden uns mit den aktuell amtierenden Aufsichtsräten auseinandersetzen und alles gemeinsam besprechen“, ließ Hoffmann nach der Wahl wissen. „Dann werden wir sehen, dass wir eine gemeinsame Haltung finden.“Und eines sei klar: „Wir fangen nicht mit Kampfabstimmungen an.“Dennoch gilt es als sehr wahrscheinlich, dass Hoffmann den Vorsitz im Gremium anstrebt. Bereits gestern telefonierte er mit Michael Krall, der kürzlich zum neuen Rats-Boss ernannt wurde. Möglichst bald soll es zu einem Treffen des gesamten Gremiums kommen.
Wohl erst dann wird sich auch zeigen, wie der bestehende Rat auf Hoffmann reagiert. Direkt nach der Wahl kamen Gerüchte auf, einzelne Kontrolleure könnten nun von sich aus zurücktreten. Darauf gibt es allerdings keinen Hinweis. Ex-Nationalspieler Marcell Jansen etwa sagte der MOPO: „Das Wichtigste für mich ist, dass der Aufsichtsrat ein gemeinsames Ziel hat. Es geht nur um den Erfolg des HSV. Wenn ich das Gefühl habe, dass es um Teamplay geht und auch so bleibt, ist für mich alles gut.“
Ein Bekenntnis zum HSV, aber auch eine Aufforderung an Hoffmann, von Alleingängen abzusehen. Krall und der ebenfalls komplett neue Kollege Max-Arnold Köttgen sollen dem Vernehmen nach Jansens Meinung sein. Auch mit den aus dem alten Rat verbliebenen Andreas Peters und Felix Goedhart wird sich Hoffmann zusammensetzen.
Erst wenn sich der neue Rat auch inhaltlich gefunden hat, kann es zu Entscheidungen kommen. In diesen Bereich fällt auch eine mögliche Ersetzung von Klubboss Heribert Bruchhagen. Allerdings kündigte Hoffmann bereits an, dass er diesbezüglich keinen schnellen Handlungsbedarf sieht. Die wahrscheinlichste Variante: Bruchhagen macht die Saison zu Ende und wird dann ersetzt.
Große Aufgaben, die dem Präsidenten da bevorstehen. Genau das wollte er. Und dennoch, die „Hoffmannraus“-Rufe seiner Gegner haben ihn am Sonntag getroffen. Er hat sie wahrgenommen. Und weiß, dass er unter Beobachtung steht.
Besonders pikant: Zwar wurde Hoffmann von den Mitgliedern mit hauchdünnem Vorsprung von 25 Stimmen für vier Jahre gewählt, arbeitet aber eigentlich nur auf Bewährung. Denn bereits in einem Jahr könnten seine Gegner mobil machen und ihn mit einfacher Mehrheit wieder abwählen, das lässt die Satzung zu. Das alte Präsidium um Jens Meier wollte die Hürde erhöhen und durchsetzen, dass eine Zweidrittelmehrheit für eine Abwahl nötig sei. Doch dieser Antrag wurde am Sonntag kaum beachtet abgeschmettert. So entsteht ein Schlupfloch, dass Hoffmanns Gegnern schon Anfang 2019 die Hintertür öffnen könnte. Kurzum: Er muss liefern, um allen Diskussionen vorzubeugen.
„Wir werden uns mit den aktuell amtierenden Aufsichtsräten auseinandersetzen und besprechen. HSV-Präsident Bernd Hoffmann