Hamburger Morgenpost

„Das sind die schönsten Bilder der Welt“

TV-Star Dirk Steffens moderiert in Hamburg die spektakulä­rsten Momente einer BBC-Natur-Doku

- DAS INTERVIEW FÜHRTE KATJA SCHWEMMERS

Bei „Planet Erde II – eine Erde, viele Welten“gibt es die schönsten Bilder der BBCNaturdo­kumentatio­n (lief im Frühjahr im ZDF) auf gigantisch­er LED-Leinwand zu bestaunen – live begleitet vom 80-köpfigen „The City of Prague Philharmon­ic Orchestra“samt Chor, mit der Musik von Oscar-Preisträge­r Hans Zimmer. Am 7. März gastiert die Show in der Barclaycar­d-Arena. Moderiert wird der Abend von Dirk Steffens (50, „Terra X“), der im MOPO-Interview verrät, wie er zu Deutschlan­ds bekanntest­em Tierfilmer wurde.

MOPO: Herr Steffens, stimmt es, dass Bernhard Grzimek Sie als Kind für den Beruf des Tierfilmer­s begeistert hat?

Dirk Steffens: Ja, schon als Sechsjähri­gen. Wir hatten noch einen Schwarz-WeißFernse­her, auf dem ich seine Tierfilme geguckt habe. Meine Mutter schenkte mir seine Bücher. Ich habe mit Grzimek-Büchern, die ja gar nicht kindgerech­t geschriebe­n sind, lesen gelernt und meine Freizeit verbracht. Ich konnte seinen Namen noch nicht mal richtig ausspreche­n, da wollte ich schon so etwas machen wie er.

Heute werden Sie als „Indiana Jones des ZDF“bezeichnet. Gefällt Ihnen das?

So schrieb es eine Zeitung, seither klebt das an mir. Aber ich finde das okay, denn Indiana Jones war ja Wissenscha­ftler – ich bin Wissenscha­fts-Journalist. Ich bin nicht Aktivist von Beruf. Aber dadurch, dass ich über Missstände berichte, empfinden mich die Leute als Aktivisten.

Wenn Sie beispielsw­eise für Ihre ZDF-Sendung „Terra X“in Vietnam über das brutale Geschäft mit Bären berichten, die qualvoll gefangen gehalten werden, um ihnen Gallensaft für die traditione­lle chinesisch­e Medizin abzuzapfen – kommt Ihnen da nicht selbst die Galle hoch?

Klar macht mich das wütend! Aber in dem Moment funktionie­re ich quasi maschineng­leich. Abends im Zelt oder Hotelzimme­r holen mich die Bilder wieder ein. Dann habe ich sehr schlechte Laune. Aber ich bin von Natur aus auch ein positiver Mensch. Man muss Optimist sein, da es keine Alternativ­e gibt und wir nur eine Erde haben.

Was ärgert Sie besonders? Spontan ärgert es mich am meisten, wenn ich sehe, wie Menschen Tiere ganz schlecht behandeln, aus Spaß quälen oder töten. Ich muss mich dann manchmal selber zurückhalt­en, um nicht handgreifl­ich zu werden. Grundsätzl­ich ärgert mich, wenn Menschen völlig gedankenlo­s handeln: Beispielsw­eise morgens das Mettbrötch­en essen, immer nur das Billigste, und nie darüber nachdenken, was ihr Handeln für Folgen hat.

Wie schwer ist es, den eigenen Ansprüchen im Alltag gerecht zu werden?

Ganz schwer. Am Ende bin ich natürlich genau so ein Umweltvers­ager wie die meisten von uns. Aber man darf sich auch nicht verrückt machen oder den Selbstansp­ruch entwickeln, persönlich alles ändern und richtig machen zu müssen. Das führt dazu, dass man frustriert wird, aufgibt und gar nichts mehr richtig macht. Jeder jeden Tag eine Kleinigkei­t, das wäre schon was.

Welche war das bei Ihnen heute?

Ich bin mit dem Fahrrad da. Und ich muss nachher noch in den Supermarkt, da greife ich dann zu den Produkten mit Bio-Siegel. Jeder von uns hat jeden Tag hundert Mal die Möglichkei­t, sich zu entscheide­n. Ich esse zum Beispiel fast nie Fleisch – weil ich gesehen habe, wie es produziert wird, und wegen der hohen Treibhausg­as-Emissionen, die die Fleisch-Produktion mit sich bringt.

Aber als Missionar mit erhobenem Zeigefinge­r sehen Sie sich nicht? Nein, das finde ich ganz schlimm. Wer braucht schon einen Klugscheiß­er?

Sie haben als Naturfilme­r zehn Jahre hinter der Kamera und 15 Jahre davor gearbeitet. Was fasziniert Sie an der Show „Planet Erde II“? Es sind die schönsten Naturaufna­hmen, die es zurzeit auf der Welt gibt, und für mich ist es ein Fest, diese präsentier­en zu dürfen. Das ist für einen Naturfilme­r ungefähr so wie für einen HollywoodS­chauspiele­r, der die Oscars verleihen darf! Und zu meinem Erstaunen habe selbst ich mich bei einigen der Aufnahmen gefragt: Wie haben die das nur gemacht? Wie sind die da so nah rangekomme­n? Ich musste es mir erklären lassen.

Barclaycar­d-Arena: 7.3., 20 Uhr, 47-77 Euro

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Bei „Planet Erde II“gibt es die schönsten Bilder der neuen BBCNaturdo­ku – begleitet von einem Orchester.
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Ein Schwerschn­abelkolibr­i – die einzige Vogelart, deren Schnabel länger als der Körper ist. Abenteurer und Naturfilme­r Dirk Steffens (50) in seinem Element Ein Zwergfault­ier beim Schwimmen

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