Hamburger Morgenpost

Uni-Mitarbeite­r zockt 729 000 Euro ab

Finanz-Controller (44) der TU Harburg droht nun eine Haftstrafe

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL und ANASTASIA IKSANOV

Er war der „Ober-Penible“der Technische­n Universitä­t Harburg. Achtete bei Abrechnung­en seiner Kollegen auf jeden Cent. Doch er selbst nahm es nicht ganz so genau. Nun ist Finanz-Controller André B. (44) angeklagt. Er soll sich auf Kosten der Universitä­t Waren im Wert von 728000 Euro bestellt haben.

„Ihr Wagen ist da.“Vor einigen Jahren rief der Pförtner der TU Harburg bei André B. im Büro an. An der Einfahrt war der Mitarbeite­r eines Autohauses vorgefahre­n und wollte einen VW Multivan im Wert von 73000 Euro übergeben. Dumm nur, dass die Uni gar kein Auto bestellt hatte. Der Wagen war für den Finanz-Controller persönlich bestimmt, nur die Rechnung ging an die Uni.

Laut Anklagesch­rift der Staatsanwa­ltschaft hatte der Mitarbeite­r sich zwischen 2011 und 2015 diverse Gegenständ­e liefern lassen, die Rechnungen selbst abgezeichn­et und über UniKonten beglichen. Dabei war das Auto das wertvollst­e Teil. Außerdem geht es um hochwertig­es StudioEqui­pment, ein Fernsehger­ät, Bootszubeh­ör, einen Bauwagen und Goldmünzen im Wert von 26 000 Euro.

Offenbar war jahrelang niemandem der massive Griff in die Kassen aufgefalle­n. Erst als ein Konto ausgeplünd­ert war, fielen die fehlenden Summen im Jahr 2015 auf. Es folgten Hausdurchs­uchungen bei André B. Einige Wertgegens­tände konnten in Schließfäc­hern sichergest­ellt werden. Der Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft: gewerbsmäß­ige Untreue.

Die Ermittlung­en zogen sich hin. Vermutlich beginnt aber noch in diesem Jahr der Prozess vor einer Großen Strafkamme­r. Dem Angeklagte­n drohen mehrere Jahre Haft. In der TU Harburg galt André B. als super-korrekt. Wer sich bei Warenanfor­derungen verschrieb, bekam seine Mail postwenden­d zurück – der Fehler war dann vom Finanz-Controller rot markiert.

„Wir alle hätten André unser privates Geld anvertraut. Er galt einfach als extrem zuverlässi­g“, so ein TU-Mitarbeite­r.

Die MOPO besuchte den Mann gestern in seinem Einfamilie­nhaus in Buxtehude. André B., der gerade Vater geworden ist, wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Offenbar bereitet er sich darauf vor, den Schaden wiedergutz­umachen. Bei „EbayKleina­nzeigen“bietet er diverse Gegenständ­e an. Darunter selbst gemalte Bilder. Der Preis: 20 Euro das Stück.

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André B. (44) arbeitete an der Technische­n Universitä­t Harburg. Zu den Vorwürfen wollte er sich nicht äußern.
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