Uni-Mitarbeiter zockt 729 000 Euro ab
Finanz-Controller (44) der TU Harburg droht nun eine Haftstrafe
Er war der „Ober-Penible“der Technischen Universität Harburg. Achtete bei Abrechnungen seiner Kollegen auf jeden Cent. Doch er selbst nahm es nicht ganz so genau. Nun ist Finanz-Controller André B. (44) angeklagt. Er soll sich auf Kosten der Universität Waren im Wert von 728000 Euro bestellt haben.
„Ihr Wagen ist da.“Vor einigen Jahren rief der Pförtner der TU Harburg bei André B. im Büro an. An der Einfahrt war der Mitarbeiter eines Autohauses vorgefahren und wollte einen VW Multivan im Wert von 73000 Euro übergeben. Dumm nur, dass die Uni gar kein Auto bestellt hatte. Der Wagen war für den Finanz-Controller persönlich bestimmt, nur die Rechnung ging an die Uni.
Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft hatte der Mitarbeiter sich zwischen 2011 und 2015 diverse Gegenstände liefern lassen, die Rechnungen selbst abgezeichnet und über UniKonten beglichen. Dabei war das Auto das wertvollste Teil. Außerdem geht es um hochwertiges StudioEquipment, ein Fernsehgerät, Bootszubehör, einen Bauwagen und Goldmünzen im Wert von 26 000 Euro.
Offenbar war jahrelang niemandem der massive Griff in die Kassen aufgefallen. Erst als ein Konto ausgeplündert war, fielen die fehlenden Summen im Jahr 2015 auf. Es folgten Hausdurchsuchungen bei André B. Einige Wertgegenstände konnten in Schließfächern sichergestellt werden. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: gewerbsmäßige Untreue.
Die Ermittlungen zogen sich hin. Vermutlich beginnt aber noch in diesem Jahr der Prozess vor einer Großen Strafkammer. Dem Angeklagten drohen mehrere Jahre Haft. In der TU Harburg galt André B. als super-korrekt. Wer sich bei Warenanforderungen verschrieb, bekam seine Mail postwendend zurück – der Fehler war dann vom Finanz-Controller rot markiert.
„Wir alle hätten André unser privates Geld anvertraut. Er galt einfach als extrem zuverlässig“, so ein TU-Mitarbeiter.
Die MOPO besuchte den Mann gestern in seinem Einfamilienhaus in Buxtehude. André B., der gerade Vater geworden ist, wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Offenbar bereitet er sich darauf vor, den Schaden wiedergutzumachen. Bei „EbayKleinanzeigen“bietet er diverse Gegenstände an. Darunter selbst gemalte Bilder. Der Preis: 20 Euro das Stück.