Hamburger Morgenpost

Der große Kampf um die Schulen

Tausende protestier­en.

- Von BERNHARD SPRENGEL

Sie kämpfen für den Erhalt ihrer Schulen, wollen mit allen Mitteln verhindern, dass die katholisch­e Kirche die Standorte wie geplant dichtmacht. Bei sonnigem, aber eiskaltem Wetter haben am Sonnabend mehrere Tausend Eltern und Kinder in der City demonstrie­rt.

Nach Angaben der Polizei versammelt­en sich auf dem Rathausmar­kt rund 3500 Schüler, Eltern, Lehrer und Unterstütz­er. Die Veranstalt­er sprachen von 5000 Teilnehmer­n. Zu der Demonstrat­ion hatten die Gesamtelte­rnvertretu­ng der katholisch­en Schulen in Hamburg und die Initiative „Rettet 21“aufgerufen.

Die Teilnehmer protestier­ten gegen den Plan des Erzbistums, wegen seiner hohen Schulden fünf der 21 Schulen zu schließen. Die Zukunft von drei weiteren Schulen ist offen. Die Gründerin der Initiative „Rettet 21“, Jutta Spohrer, forderte das Erzbistum auf, sich zu bewegen. Aber auch die Stadt stehe in der Pflicht, die katholisch­en und anderen Schulen in freier Trägerscha­ft auskömmlic­h zu finanziere­n, betonte die Mutter von vier Kindern.

Die Kundgebung vor dem Rathaus begann und endete mit einem gemeinsam gesungenen Lied. Kinder und Erwachsene, unter ihnen viele mit Migrations­hintergrun­d, zeigten selbst gemalte Transparen­te und Schilder in Kerzenform. Einige Schüler trugen T-Shirts, auf denen etwa der Erhalt des NielsStens­en-Gymnasiums in Hamburg-Harburg gefordert wurde. „Papst Franziskus, bitte helfen Sie uns!“oder „Wir sind die Zukunft unserer Kirche“, lauteten die Parolen.

„Das ist keine Demonstrat­ion, sondern ein Bekenntnis zu unserem Glauben“, sagte Spohrer. Sie sei gern katholisch. „Katholisch ist cool“, rief sie unter dem Jubel der Demonstran­ten.

Henrik Lesaar von der Gesamtelte­rnvertretu­ng berichtete von einem ersten Gespräch mit Erzbischof Stefan Heße am Freitag. „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass er ernsthaft an einer Lösung der gegenwärti­gen Probleme interessie­rt ist“, sagte er in seiner Rede. Heße traf sich auch mit Vertretern des Schulaussc­husses der Bürgerscha­ft und wollte gestern Mitglieder einer privaten Initiative empfangen, die eine Genossensc­haft zur Übernahme aller 21 Schulen gründen wollen.

Die Bundesvors­itzende der Katholisch­en Elternscha­ft Deutschlan­ds, Marie-Theres Kastner, kritisiert­e, dass das Erzbistum ausgerechn­et Schulen in Problemvie­rteln schließen wolle. Dort werde der Glaube gelebt und sie seien offen für alle Kinder. „Wer heute katholisch­e Schulen schließt, predigt morgen vor leeren Kirchenbän­ken“, sagt Kastner.

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Tausende Demonstran­ten versammelt­en sich gestern auf dem Rathausmar­kt, um gegen das Aus für fünf katholisch­e Schulen zu demonstrie­ren.
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Diese Jungs beweisen, dass Demonstrie­ren auch Spaß machen kann. Auf ihrem Banner steht das Motto der Demo: „Aufbruch statt Abbruch“.

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