Aufstand gegen Sauf-Kioske
Die Wut de Wirte und Kiezianer
Sie bangen um ihre Existenzen und um die Seele ihres Viertels: Wirte und Anwohner sind gestern Abend über den Kiez gezogen, um gegen den zunehmenden Verkauf von Billig-Bier in den vielen Kiosken rund um die Reeperbahn zu protestieren.
Schon länger wächst die Wut der Gastronomen und Bewohner im Viertel, auch in der Schanze sind die Kioske eine harte Konkurrenz für die Kneipenbetreiber. Der Vorwurf der Betroffenen: Durch den verkauften Billig-Alkohol würden Gäste wegbleiben, außerdem bräuchten die Mini-Shops im Gegensatz zu Clubs oder Kneipen keine Toiletten und keine Konzession. Die Kiosk-Kunden würden sich dann in den Kneipen erleichtern – oder ganz einfach an der nächsten Straßenecke. Das Motto der Demo gestern: „Save St. Pauli“. „St. Pauli ist kein Kiosk-Klo“hatten die Protestler auf Plakate gedruckt. Auch Kiez-Promi Olivia Jones mischte sich unter die Demonstrierenden.
Um 19.30 Uhr zogen laut Polizei um die 350 Menschen vom Hans-Albers-Platz übers Nobistor bis zum Hamburger Berg, wo es eine Zwischenkundgebung gab. Anschließend ging es über die Reeperbahn weiter bis zum Spielbudenplatz. Dort klang gegen 20.15 Uhr die Demo aus, eine Band spielte, es wurde getanzt und getrunken. Eine linke Gegendemonstration wurde in den sozialen Netzwerken zwar angekündigt, hielt sich der Veranstaltung allerdings fern.
Zuletzt hatten auch die Regierungs-Fraktionen von SPD und Grünen Beschränkungen für den Alkoholverkauf in Kiosken gefordert. „Alkohol-Exzesse und Kiosk-Wildwuchs bedrohen zunehmend den Kiez insgesamt“, sagt Hansjörg Schmidt (SPD), der Mitglied im Kulturausschuss ist. Bars, Clubs und Anwohner müssten geschützt werden. Der Senat ist nun aufgefordert, sich mit möglichen Regulierungen zu befassen.