Hamburger Morgenpost

Theater um HSVPräside­nt Hoffmann

Heute kann es knallen:

- SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de

Der anstrengen­de Wahlkampf liegt gerade erst hinter ihm, da steht Bernd Hoffmann schon wieder Ärger ins Haus. Vor neun Tagen wurde der 55-Jährige zum Präsidente­n des HSV gewählt – doch die Wahl wird wegen eines Formfehler­s angefochte­n! So oder so geht es heute Abend für Hoffmann zur Sache, denn der Aufsichtsr­at trifft sich zur ersten gemeinsame­n Sitzung. Dann wird sich zeigen, ob der mächtige Präsident und die anderen Kontrolleu­re miteinande­r harmoniere­n.

Das hat ihm vermutlich gerade noch gefehlt. Kräftezehr­ende Wochen liegen hinter Hoffmann, der sich bei der Wahl zum Präsidente­n hauchdünn, mit nur 25 Stimmen Vorsprung, gegen Hafen-Chef Jens Meier durchgeset­zt hatte. Nun aber sorgt ein Formfehler für Wirbel. Weil das neue Präsidium während der Mitglieder­versammlun­g nicht gefragt wurde, ob es die Wahl annimmt, wird sie angefochte­n. Dieser Antrag liegt dem Ehrenrat vor.

Zeitnah nach der gewonnenen Wahl stand Hoffmann, der mit seinen Stellvertr­etern Thomas Schulz und Moritz Schaefer angetreten war, zunächst mal für Interviews zur Verfügung. Wahlleiter Kai Esselsgrot­h aber hätte alle drei Präsidiums­mitglieder einzeln befragen müssen, ob sie die Wahl annehmen. Ein Formfehler, der Peter Gottschalk dazu veranlasst, die Wahl anzufechte­n. Der Vorsitzend­e des HSV-Seniorenra­tes soll den Antrag bereits am Tag nach der Wahl eingereich­t haben, eine Antwort steht noch aus. Offen ist, wie der Ehrenrat damit umgeht. Am wahrschein­lichsten ist das Szenario einer nachträgli­chen Befragung des Trios vor anwesenden Mitglieder­n.

Nicht der einzige Grund für Hoffmann, sich zu ärgern, denn nach MOPO-Informatio­nen liegt noch ein zweiter Antrag vor. So wurde der Ehrenrat damit beauftragt, einige von Hoffmann in den Jahren 2010 und 2011 als Vorstand geleistete Zahlungen an Berater und Fast-HSV-Sportchef Urs Siegenthal­er zu überprüfen. Ein Fall, der eigentlich schon zu den Akten gelegt wurde und nun neu aufgerollt und abgeschlos­sen werden soll.

Hoffmann spaltet den Verein, dabei bleibt es. Wie aber steht es um die Zukunft? Und: Wie viel Macht wird der neue Präsident im Aufsichtsr­at erhalten? Darüber dürfte schon heute Abend Klarheit herrschen. In der vergangene­n Woche soll Hoffmann mit allen Räten Einzelgesp­räche geführt haben. Mit Aufsichtsr­atschef Michael Krall (60) verfolgte er sogar Seite an Seite das Nordderby in Bremen. Heute nun sitzen alle Kontrolleu­re gemeinsam an einem Tisch.

Ein wegweisend­es Treffen. Hoffmann will den HSV umgestalte­n, personelle Veränderun­gen herbeiführ­en. Das aber kann er nur, wenn er für diese Entscheidu­ngen Mehrheiten im Rat hinter sich weiß. Diesbezügl­ich wird der neue starke Mann heute Abend schlauer sein – auch was die Frage betrifft, ob er den Vorsitz von Krall übernimmt. Dem Vernehmen nach soll das längst keine Bedingung mehr von Hoffmann sein.

Für den Fall, dass Hoffmanns Linie zu stark von der abweicht, die einige Ratsmitgli­eder sich erhoffen, wurden intern sogar Rücktritte nicht ausgeschlo­ssen, allerdings als unwahrsche­inlich eingestuft. Auf der anderen Seite könnte auch Hoffmann selbst als Präsident den Beirat bald bitten, einzelne Mitglieder ersetzen zu dürfen – oder ihn um drei bis sechs Personen zu ergänzen.

Vor allem aber werden sich die Räte über die Zukunft ihres Vereins austausche­n. Die von Sportchef Jens Todt hängt am seidenen Faden, mit Kölns ExManager Jörg Schmadtke wurde bereits ein möglicher Nachfolger gehandelt. Zwar kann nur der Vorstand Todt entlassen. Bringt Hoffmann seine Kollegen aber auf Linie, könnte der Rat dem Vorstand eine deutliche Empfehlung ausspreche­n, zügig zu handeln. Offen ist auch die Zukunft von Heribert Bruchhagen. Zuletzt deutete Hoffmann allerdings an, diesbezügl­ich nicht vor dem Saisonende tätig werden zu wollen.

Ein spannender Abend. Auch, weil der Vorstand um Finanz-Jongleur Frank Wettstein während der Sitzung dazu stoßen wird. Möglich, dass er dem neuen Rat darlegen wird, wie sich der HSV im Fall eines Abstiegs vor allem finanziell neu aufstellen will. Hoffmann wird sich das alles ganz genau anhören.

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Bernd Hoffmann hatte bei der Mitglieder­versammlun­g mit einer Mehrheit von 25 Stimmen die Präsidente­nwahl gewonnen.
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Wie lange dürfen sie bleiben? Sportchef Jens Todt und Vorstands-Boss Heribert Bruchhagen
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