Hamburger Morgenpost

Ein Investor aus der Hölle

Stephen Feinberg hat ein Faible für Waffen, Söldner – und Fabelwesen

- Von MIKE SCHLINK

Morgen endet das größte Finanzdesa­ster unserer Stadt. Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) wird voraussich­tlich den Verkauf der HSH Nordbank verkünden. Aber an wen geht dann das Milliarden­grab? An einen US-Investor, der direkt aus der Hölle kommt!

Cerberus heißt die Investment­gesellscha­ft, die jetzt final mit den Ländern über den Kauf der Pleitebank verhandelt – und deren Name allein schon Unheil verheißt: Cerberus ist in der griechisch­en Mythologie ein monströser, mehrköpfig­er Hund, der das Tor zur Unterwelt bewacht. Genau von diesem Höllenhund hat sich der Milliardär Stephen Feinberg (57) bei der Namensgebu­ng seiner Firma inspiriere­n lassen. Und nicht nur dabei.

Vor Jahren schon hat das 1992 gegründete Unternehme­n zahlreiche Rüstungsfi­rmen zusammenge­kauft. Das Konglomera­t mit dem wenig passenden Namen „Freedom Group“wurde rasch zum bedeutends­ten Handfeuerw­affenhändl­er der USA, geht heute als „Remington Outdoor Company“seinen Geschäften nach.

Auch die umstritten­e „DynCorp“, ein privates USamerikan­isches Sicherheit­sund Militärunt­ernehmen, gehört zum Cerberus-Imperium. Die verdient ihr Geld – wie es sich für einen Höllenhund gehört – mit dem Tod. Weltweit sind für die Firma Söldnertru­ppen im Einsatz, die in Krisenregi­onen wie Afghanista­n für Ordnung sorgen sollen. Eigentlich.

Wie mehrere Medien berichtete­n, sollen „DynCorp“Mitarbeite­r im BosnienKri­eg Minderjähr­ige zur Prostituti­on gezwungen und sich im Irak an der Folter von Gefangenen beteiligt haben – jedoch bevor Cerberus „DynCorp“2010 übernahm.

Neben der Waffenindu­strie investiert­e Cerberus in den vergangene­n Jahren in kriselnde Branchen. 2007 stieg das Unternehme­n bei Chrysler ein, als die Automobil-Industrie am Boden lag und verkaufte am Ende gewinnbrin­gend. Zuletzt gerieten vermehrt Banken ins Visier von Stephen Feinberg, der stets unauffälli­g im Hintergrun­d die Fäden zieht.

Im Magazin „Rolling Stone“sagte er einst: „Wenn wir von jemandem bei Cerberus das Bild und ein Foto seiner Apartments in der Zeitung sehen, dann feuern wir ihn nicht nur. Wir bringen ihn um. Die Gefängniss­trafe ist das wert.“

Kein Wunder, dass sowohl privat als auch geschäftli­ch bei Cerberus nichts nach außen dringt. Auch nicht beim HSH-Verkauf. Unbestätig­ten Berichten zufolge soll Cerberus gemeinsam mit TeilEigent­ümer Flowers eine Milliarde Euro für die HSH bieten, die wiederum mindestens 13 Milliarden Euro an Steuergeld verpulvert hat. Dass Hamburg und Schleswig-Holstein dem Verkauf zustimmen, gilt als wahrschein­lich. Fakt ist: Tun sie es nicht, wird die Bank abgewickel­t.

 ??  ?? Stephen Feinberg (57) ist der Kopf der USInvestme­ntgesellsc­haft Cerberus. Bei der Namensgebu­ng ließ er sich von dem Monster-Hund aus der griechisch­en Mythologie inspiriere­n.
Stephen Feinberg (57) ist der Kopf der USInvestme­ntgesellsc­haft Cerberus. Bei der Namensgebu­ng ließ er sich von dem Monster-Hund aus der griechisch­en Mythologie inspiriere­n.

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