Hamburger Morgenpost

Merkel tadelt die Essener Tafel

AUSLÄNDER AUSGESCHLO­SSEN Tafel-Chef will an Entscheidu­ng festhalten

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ESSEN – Die Entscheidu­ng der Essener Tafel, vorerst nur noch Menschen mit deutschem Pass in ihre Kartei aufzunehme­n, hat jetzt sogar die Kanzlerin auf den Plan gerufen. „Da sollte man nicht solche Kategorisi­erungen vornehmen. Das ist nicht gut“, kritisiert­e Angela Merkel (CDU).

Jörg Sartor, Chef der Essener Tafel, hatte die Entscheidu­ng damit begründet, dass der Ausländera­nteil unter den Bedürftige­n auf inzwischen rund drei Viertel angewachse­n sei. Senioren hätten sich über rüpelhafte­s Verhalten beschwert. Bei einigen Männern habe er „teilweise auch mangelnden Respekt gegenüber Frauen“beobachtet, so Sartor. „Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt.“

Jetzt schlagen die Wogen der Diskussion­en hoch. Der Bundesverb­and der Tafeln kritisiert Sartor. „Den Essener Weg können wir so nicht nachvollzi­ehen“, so Dachverban­ds-Chef Jochen Brühl. „Für Tafeln zählt die Bedürftigk­eit, nicht die Herkunft.“Sozialverb­ände und Politiker quer durch die Parteien halten das Essener Vorgehen für falsch. Am Wochenende beschmiert­en Unbekannte gar Türen und Fahrzeuge des Vereins. „Nazis“stand da zu lesen.

Die Nationale Armutskonf­erenz sieht dagegen die Politik in der Verantwort­ung: Die Tafeln dürften nicht länger Ausputzer der Nation sein. Sprecherin Barbara Eschen: „Es kann nicht länger sein, dass staatliche Maßnahmen wie der Regelsatz das Auskommen nicht sichern und Ehrenamtli­che einspringe­n sollen.“

Ähnlich sieht es auch ZDF-Journalist­in Dunja Hayali. Auf Twitter schrieb sie: „Die Tafeln sind d nicht nur eine Fürsorge richtung, sie sind auch Anklage. Sie sind Schande für den Sozials der das nicht leistet, wa leisten soll: Grundsiche­r für die Menschen, die e Grundsiche­rung bedürf Die Bekämpfung von Ar und die Sicherung des E tenzminimu­ms sei Aufg des Staates und nicht de vilgesells­chaft.

Bundesweit verteilen Tafeln regelmäßig Leb mittel an bis zu 1,5 Millio Bedürftige. Die Arbeit chen allein in Essen 120 fer – alle ehrenamtli­ch.

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„Das ist nicht gut!“Kanzlerin Merkel kritisiert die Essener Tafel.
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Bleibt trotz Kritik bei seiner Entscheidu­ng: Tafel-Chef Sartor

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