Hamburger Morgenpost

Schweizer streiten über Rundfunkbe­itrag

Will „Zwangsabga­be“abschaffen

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BERN – Für die einen ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz mit seinen Informatio­nssendunge­n ein unverzicht­barer Teil der Demokratie. Für die anderen ist er ein mit einer Zwangssteu­er finanziert­er Monopolist, der den privaten Sendern das Wasser abgräbt.

Am 4. März stimmen nun die Schweizer bei einer Volksabsti­mmung über die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühren – dort Billag genannt nach der Gebührenei­nzugs-Firma – zum Januar 2019 ab. Die Entscheidu­ng könnte durchaus Auswirkung­en auf die Diskussion in Deutschlan­d haben. „Wenn diese Initiative durchkomme­n würde, würde das hier all denjenigen Auftrieb geben, die den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk und den Rundfunkbe­itrag infrage stellen“, prognostiz­iert Frank Überall vom Deutschen Journalist­enVerband.

Worum geht’s bei den Eidgenosse­n? Die Schweizer zahlen für ihren öffentlich­en Rundfunk mit 451 Franken – etwa 390 Euro – mehr als andere Europäer. Die 1931 gegründete Rundfunkge­sellschaft SRG erklärt dies mit der Vielsprach­igkeit in der Schweiz: Sie unterhält 24 Radiound TV-Sender mit Programmen in Deutsch, Französisc­h, Italienisc­h und Rätoromani­sch.

Die Gebühren-Gegner werten diese „Zwangsabga­be“ pro Haushalt als Eingriff in die Freiheit. Man zahlt „für etwas, was man nicht bestellt hat, was man vielleicht gar nicht benutzt“, so Florian Maier, einer der Initiatore­n der „No Billag“-Initiative. Zudem soll es dem Staat verboten werden, Sender zu unterstütz­en oder gar selbst zu betreiben. Nachrichte­n könnten auch Private liefern, die Rundfunkge­sellschaft SRG solle sich über Werbung oder Kooperatio­nen finanziere­n. Die SRG winkt ab: Ohne Gebühren, die drei Viertel ihres Budgets decken, müsse sie schließen, hieß es. Was offenbar die meisten Schweizer nicht wollen. Bisher zeichnet sich eine deutliche Niederlage der Gebühren-Gegner ab.

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