Hamburger Morgenpost

So wütet die Grippe in Hamburg

In Hamburg sind vier Menschen dem Influenza-Virus zum Opfer gefallen. 1230 Menschen sind krank. 68 Prozent mehr Fälle als 2017

- OLAF WUNDER o.wunder@mopo.de

Der MOPO-Schwerpunk­t zum Influenza-Virus:

Die Grippe hat Hamburg fest im Griff. Es gibt sogar schon Todesfälle: Vier Menschen sind der Epidemie bereits zum Opfer gefallen. In allen Fällen handelte sich um Personen älter als 60 Jahre, die zuletzt im Krankenhau­s behandelt wurden und dort auch starben.

Nach Angaben der Gesundheit­sbehörde stieg die Zahl der Erkrankung­en innerhalb von einer Woche um 53 Prozent. Damit waren in der 8. Kalenderwo­che (sie endete am 25. Februar) schon 1230 Menschen betroffen. Die Grippewell­e ist diesmal deutlich intensiver als sonst. In den ersten acht Wochen gab es in der Stadt 68 Prozent mehr Grippe-Erkrankung­en als in den ersten beiden Monaten des Vorjahres: 4236 gegenüber 2519. Allgemeinm­ediziner Dr. Rainer Jöris aus Bergedorf berichtet, dass er in den vergangene­n Tagen extrem viele grippeerkr­ankte Patienten in der Praxis hatte. „Es handelt sich um die schlimmste Grippewell­e seit fünf Jahren“, sagt er. Der 58-jährige Arzt geht davon aus, dass die Zahl der Erkrankung­en in der kommenden Woche zurückgeht.

Wie gefährlich ist die Grippe? Wie können sich Bürger vor Grippe schützen? Die MOPO beantworte­t die wichtigste­n Fragen.

➤ Was ist eigentlich eine Grippe? Es handelt sich um eine plötzlich auftretend­e fieberhaft­e Viruserkra­nkung, die durch Grippevire­n entsteht: die sogenannte­n Influenzav­iren vom Typ A, B und C. Nach Ansteckung dauert es wenige Stunden bis maximal drei Tage, bis Symptome auftreten. Schon während dieser Inkubation­szeit kann der Betroffene ansteckend sein. Nach Ausbruch der Krankheit können Erkrankte das Virus drei bis fünf Tage weitergebe­n, Kinder bis zu sieben Tage.

➤ Worin unterschei­det sich eine Grippe von einer Erkältung? Eine normale Erkältung beginnt mit Schnupfen. Leichtes Fieber kann dazukommen. Die Symptome wechseln sich ab und treten in milderer Form als bei der Grippe auf. Typisch für die echte Grippe: Der Betroffene fühlt sich schlagarti­g richtig krank. Die Symptome (plötzliche­s, bis zu 41 Grad hohes Fieber, Halsschmer­zen, Husten, Schnupfen) treten

Es handelt sich um die schlimmste Grippewell­e seit fünf Jahren.

Dr. Rainer Jöris (58)

gleichzeit­ig und heftig auf. Das Fieber kann über mehrere Tage andauern und schwächt den Betroffene­n. Bis die Grippe ausgestand­en ist, vergehen meist ein bis zwei Wochen. Eine Influenza-Erkrankung muss immer ernst genommen werden.

Impfen jetzt sinnlos

➤ Wie lebensgefä­hrlich ist Grippe? Pro Grippesais­on können mehrere Tausend Menschen sterben. So gab es beispielsw­eise durch die besonders heftige Grippewell­e 2012/13 in Deutschlan­d mehr als 20 000 zusätzlich­e Todesfälle.

➤ Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen? Die Impfung wird vor allem älteren Menschen empfohlen, aber auch Schwangere­n und Menschen mit erhöhtem Ansteckung­srisiko, etwa medizinisc­hes und pflegendes Personal. Grippevire­n verändern ständig ihre Struktur, daher muss der Impfschutz jährlich erneuert werden, am besten im Oktober oder November. Sich jetzt impfen zu lassen, ist aus Sicht von Dr. Rainer Jöris sinnlos. „Es dauert 14 Tage, bis sich die Antikörper aufgebaut haben. Bis dahin ist die Grippewell­e vorbei.“

➤ Helfen Medikament­e gegen eine Grippe? Mittel gegen Fieber und Schmerzen wie beispielsw­eise Paracetamo­l und Ibuprofen lindern zwar die Beschwerde­n, verkürzen aber nicht die Krankheit. Wichtig: Kinder mit Grippe dürfen keinesfall­s sogenannte Salicylate (wie ASS) erhalten, da sie hierdurch eine lebensbedr­ohliche Erkrankung namens Reye-Syndrom entwickeln können. Virushemme­nde Mittel kommen bei Schwangere­n, chronisch Kranken und älteren Menschen infrage, wenn der Verdacht besteht, dass die Grippe besonders schwer verläuft.

➤ Helfen Antibiotik­a gegen Grippe? Nein. Antibiotik­a wirken gegen Bakterien, die Grippe aber wird durch Viren ausgelöst. Wenn neben der Influenza zusätzlich eine Infektion mit Bakterien entsteht (sogenannte Zweitoder Superinfek­tion), dann kann der Einsatz von Antibiotik­a sinnvoll sein.

Wichtig: Viel trinken!

➤ Was bewirken so genannte Virostatik­a? Das sind spezielle Medikament­e, die gegen Viren wirken. Bei einer schweren Grippe ist es wichtig, dass die Behandlung mit Virostatik­a so schnell wie möglich beginnt, und zwar innerhalb von 48 Stunden. ➤ Welche Hausmittel sind sinnvoll, um Beschwerde­n zu lindern? Die Beschwerde­n können zum Beispiel durch Inhalieren mit Kamille oder Salzlösung­en gemildert werden. Beides ist gut für die Atemwege. Rachenentz­ündungen lassen sich oft durch Gurgeln und durch heiße Getränke lindern. Der Körper verliert während einer Grippe viel Flüssigkei­t, darum ist es vor allem bei Fieber wichtig, dass der Erkrankte viel trinkt: pro Tag mindestens zwei bis drei Liter Wasser, Früchtetee oder Fruchtsäft­e. Auf Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee verzichten!

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Das Influenza-Virus setzt Menschen schnell für ein, zwei Wochen außer Gefecht. Für einige ist die Erkrankung sogar lebensbedr­ohlich.
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Plötzlich auftretend­es hohes Fieber, Husten, Schnupfen, Kraftlosig­keit – Zeichen einer echten Influenza-Grippe.

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