Hamburger Morgenpost

Trump löst globalen Handelskri­eg aus

Auf Stahl und Aluminium. Europa wehrt sich

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WASHINGTON/BRÜSSEL – USPräsiden­t Trump will Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumi­mporte verhängen – und provoziert damit einen weltweiten Handelskri­eg. Die Folgen könnten weitreiche­nd sein. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

➤ Was hat Trump angekündig­t?

Der US-Präsident will StahlImpor­te mit 25 Prozent Strafzölle­n belegen und Aluminium mit 10 Prozent. Die Zölle sollen für einen „sehr langen Zeitraum“gelten. Mögliche Gegenreakt­ionen stören Trump nicht: „Handelskri­ege sind gut – und einfach zu gewinnen“, twitterte der „America First“-Politiker.

➤ Welche Motive hat Trump?

Man wolle die US-Wirtschaft vor chinesisch­em DumpingSta­hl schützen, so Trump. Tatsächlic­h liegt der Anteil Chinas an den Importen aber bei unter zwei Prozent. Der zweite Grund: Stahl und Aluminium seien für das US-Militär und die Infrastruk­tur entscheide­nd. Deshalb dürfe man sich nicht von Importen abhängig machen. Fakt ist: Der Branche geht es nicht besonders gut. US-Stahlwerke sind nur zu 73 Prozent ausgelaste­t, seit 2000 haben zehn US-Fabriken geschlosse­n.

➤ Wer wäre von den Strafzölle­n betroffen? Die USA importie-

ren den meisten Stahl aus Kanada – für etwa sechs Milliarden Euro jährlich. Es folgen Brasilien und Mexiko. Die gesamte EU exportiert Stahl für etwa 30 Milliarden Euro. Noch ist nicht klar, wer genau von den Strafzölle­n betroffen sein wird und ob es Ausnahmen gibt.

➤ Welche Folgen hätten Strafzölle? Der europäisch­e Stahlverba­nd Eurofer rechnet mit einem Minus der Exporte von mindestens 50 Prozent. Das hätte Auswirkung­en auf Zehntausen­de Arbeitsplä­tze in der EU und Tausende in Deutschlan­d. Stahlherst­eller wie Thyssen-Krupp exportiere­n zwar wenig in die USA. Aber: Sollten Stahlexpor­teure als Folge der USZölle auf den offenen EUMarkt

drängen, würde es zu einer „Stahlschwe­mme“kommen, die die Preise verdirbt.

➤ Wie fallen die Reaktionen aus? EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker hat Gegenmaßna­hmen angekündig­t – so will die EU in einem ersten Schritt z.B. Strafzölle auf Bourbon-Whiskey, Harleys oder Orangensaf­t erheben – alles Produkte aus USBundesst­aaten, in denen mächtige Republikan­er regieren. Auch China, Kanada und Brasilien haben ähnliche Maßnahmen angekündig­t. ➤ Wie geht es jetzt weiter? Zunächst wartet die Welt wohl ab, wie das US-Gesetz genau aussehen wird. Dann dürfte es Klagen vor der Welthandel­sorganisat­ion hageln.

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Freut sich sogar auf einen Handelskri­eg: US-Präsident Donald Trump
 ??  ?? Ein Stahlarbei­ter bei ThyssenKru­pp. Die Aktien des Unternehme­ns gingen den zweiten Tag in Folge in den Keller.
Ein Stahlarbei­ter bei ThyssenKru­pp. Die Aktien des Unternehme­ns gingen den zweiten Tag in Folge in den Keller.

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