Mein erstes Mal
Die persönliche Jungfernfahrt von MOPO-Redakteur Klaus Kronsbein auf der „Aida Bella“
„Mach doch mal ne Kreuzfahrt!“Das haben mir meine Freunde geraten. Mir! Einem passionierten Autofahrer, für den Urlaub nur Urlaub ist, wenn man auch rumfahren kann. Und nun soll ich auf einem Schiff festgenagelt sein? Die Route klang allerdings verlockend. Süd-Ost-Asien. Also gut. Willkommen an Bord? Ein Selbstversuch.
Für viele Routine und eine geliebte Möglichkeit, die Ferien zu verbringen – für mich völlig neu: Urlaub in einem schwimmenden Hotel, von dem man nicht flüchten kann. Allerdings lockten die Ziele: Bangkok, Koh Samui, Langkawi, Phuket, Penang, Kuala Lumpur, Singapur. Die schönsten Ziele rund um Thailand und Malaysia, aufgereiht wie auf einer Perlenkette. In Bangkok ging es an Bord „meines“Schiffes „Aida Bella“.
Beim Boarding war ich nicht allein. Rund 2500 Sonnenhungrige und Erlebnisdurstige hatten die gleiche Idee. Hoffentlich gibt es für jeden ein Zimmer! „Kabine hießt dies bei uns!“Eine der vielen herzlichen „Aida“-Gastgeber (das Wort „Animateure“ist verpönt) half auch mir und eine Überzeugungsfahrt konnte beginnen.
Gleich vorweg: Alle Vorurteile – die vielleicht auch Ihnen durch den Kopf gehen – wurden widerlegt. Enge? Nein, das Schiff bietet so viele Decks (nicht Etagen!), dass sich die vielen Gäste nicht gegenseitig im Weg stehen. Nur auf dem Sonnendeck ist Gedränge, die üblichen Handtuchreservierer gibt’s auch hier. Lustig: Alle haben die gleichen gelben Badetücher aus der Kabine. Welches Handtuch, also welche Liege, gehört nun wem?
Fluchtgedanken? Nein. Man will sehr schnell nicht mehr runter vom Schiff. Das „Riesenhotel“bietet alles, was man braucht. Kurze Wege, großes Angebot, keine Langeweile. Ich vermisse kein Auto, um mal kurz irgendwohin zu fahren.
Das Tollste: Mein Hotel bringt mich in den nächsten Hafen. Ich muss nicht mehrmals packen, nicht umziehen, nicht suchen. Ich bin einfach morgen woanders und dann einfach da. Irre.
Auch das Verlassen des Schiffs und die Teilnahme an Ausflügen – alles ist durchgeplant. Reibungslos. Okay: Man ist nicht allein. Mich erinnerten der gleichzeitige Start zu verschiedenen Ausflugszielen auf dem Kai vor dem Schiff immer etwas an einen Viehauftrieb. Von oben, von der Reling aus gesehen. Eine bunte erlebnishungrige Herde, die beherrscht werden will. Und verteilt. Ist man selbst mittendrin, spürt man davon nichts. Die Gastgeber und Reiseleiter verstehen ihr Hand- und Mundwerk. Man fühlt sich, gerade hier mitten in Süd-Ost-Asien, immer gut aufgehoben (ich schreibe mal nicht „betreut“, das klingt so nach Heim).
Also: Nichts zu meckern? Nun gut. Die abendlichen Partys auf dem Sonnendeck waren schon sehr „Ballermann“. Aber vielen Gästen hat’s gefallen und es gibt genug (ruhige) Alternativen.
Es gibt die Möglichkeit für Volleyball oder Basketball – aber wehe man ist Anfänger! Es gibt keine Rücksicht von den Dauerbesetzern des Platzes. Und wo bleibt der Kapitän, wenn man solch unliebsame Mitreisende „Kiel holen“lassen will?
Was ich gelernt habe: Landgänge sollte man schon online zu Hause buchen – sonst ist der Ausflug vielleicht schon ausgebucht. Das Gleiche gilt für Wellness-Anwendungen.
Auch Packages sollte man vorab buchen – für Getränke und WLAN. Das spart viel Geld. Das „kleine Schwarze“kann zu Hause bleiben. Legere Kleidung ist angemessen, vielleicht für besondere Abende besondere Kleidung mitnehmen. Aber nichts Festliches.
Gehen Sie nie mit Diät-Gedanken an Bord! Die vielen Buffets (ohne Gedränge!) sind so verführerisch, da sagt keiner beharrlich „nein“.
Seekrank kann man nicht werden, die Stabilisatoren des Schiffes sorgen für ruhige Fahrt. Allerdings kann auch so ein riesiger Pott mal schwanken – aber man ist ja auf See und nicht in einem Hotel an Land.
Mein Fazit: Das war nicht meine letzte Kreuzfahrt. Beim nächsten Mal werden es vielleicht kein größeres Schiff, ein Tag mehr an Bord (um alles auszukosten), weniger Ausflüge. Und ich informiere mich mehr vorab online über Schiff und Route. Ein Seebär werde ich nicht, aber ich lasse mich gern verwöhnen. Klaus Kronsbein
➤ Diese Reportage wurde unterstützt von der Reederei Aida.
➤ Informationen zu dieser Reise und zu anderen Routen: www.aida.de
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