Stiehlt Deutschland amerikanische Jobs?
Globaler Handelskrieg – Ökonom Flassbeck gibt Bundesrepublik Mitschuld
Donald Trumps Ankündigung von Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte hat ein globales Börsenbeben und viel Kritik ausgelöst, auch in Amerika. „Trump hat den größten politischen Patzer seiner Karriere begangen“, so die US-Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“. Die „Neue Zürcher Zeitung“erinnert an ähnliche Schritte von Präsident George W. Bush, der „ordnete 2002 flächendeckende Zölle auf Stahlimporte an“. Am Ende hätten durch die höheren Preise für US-Produkte (Autos) „damals mehr Amerikaner (200 000) ihren Job verloren, als in der gesamten Stahlindustrie (187500) beschäftigt waren“.
Ein gewisses Verständnis für die US-Position bringt indes der deutsche Wirtschaftsprofessor Heiner Flassbeck auf, einst Staatssekretär im Finanzministerium: „Ich möchte mal sehen, was bei uns los wär, wenn wir seit 30 Jahren Defizite hätten“, erklärt er im Deutschlandfunk. Hintergrund: Die USA führen derzeit für 50 Milliarden Dollar mehr Waren ein, als sie ins Ausland verkaufen. Auch und gerade aus Deutschland. Auslöser des Ungleichgewichts sei laut Flassbeck nicht der gute Ruf von „made in Germany“, sondern „die Lohnzurückhaltung, die vor 15 Jahren dazu geführt hat, dass Deutschland extrem wettbewerbsfähig geworden ist“. Statt jetzt gegenseitig Zölle zu erheben, plädiert er für ein Ende des deutschen „Lohndumpings“.