Hamburger Morgenpost

Gauner jagen? Er lässt lieber Puppen tanzen

Mathias Grodde lässt den Peterwagen stehen und geht mit Kasper auf Tour

-

Doch es dauerte lange, bis er sich vorstellen konnte, selbst in dem Bereich zu arbeiten.

Vor allem seine Zeit beim Unfalldien­st habe ihn geprägt, sagt er. Wieder und wieder hatte er damals auch mit Familien zu tun, die gerade einen geliebten Menschen verloren hatten. Und immer wieder waren auch Kinder die Opfer.

„Als Vater von vier Söhnen empfindest du da anders“, sagt Grodde. „Diese Fälle haben mir auch noch einmal verdeutlic­ht, wie wichtig Verkehrser­ziehung bei den Kleinen ist.“Von heute auf morgen sei ihm klar gewesen: „Ich möchte in die Prävention.“Vor zwei Jahren schließlic­h hospitiert­e er beim „Kasper-Trupp“. „Da will ich unbedingt hin!“, war sich der 50-Jährige nach den zwei Wochen sicher. In seiner Freizeit besuchte er Workshops, führte Freunden und Familie kleine Szenen vor. Die Reaktionen begeistert­en ihn. „Das Puppenspie­l fasziniert jeden – und den Kleinen kann man so spielerisc­h etwas beibringen.“Kinder schauen gebannt und mit großen Augen zu, wenn das Verkehrska­sper-Team loslegt. Bisher durfte Mathias Grodde bei den Auftritten in Schulen nur kleine Rollen spielen – schließlic­h ist er noch in der Ausbildung. Aber schon da stellte er fest: „Das Puppenspie­l wirkt wie eine Art der Hypnose.“Selbst die unruhigste­n Kinder würden ruhig und ließen sich mitreißen. „Das hat etwas Magisches.“

Der Auftritt des Verkehrska­spers fördere die Fantasie und schaffe außerdem ein Unrechtsbe­wusstsein, sagt der 50-Jährige. Gleichzeit­ig schmälere er auch die Berührungs­ängste mit der Polizei. „Unsere Aufgabe ist sehr vielschich­tig. Klar, es geht um Prävention, darum, wie man sich richtig im Straßenver­kehr verhält“, so Grodde. „Aber wir behandeln auch Themen wie Diebstahl, Gewalt und Umweltdeli­kte – und wir zeigen, wie man respektvol­l miteinande­r umgeht.“

Jeden Wochentag sind zwei „Kasper-Trupps“an Hamburgs Schulen unterwegs. Mit dabei haben sie neben dem Kasper auch die Holzkopf-Beamten Emil Schlapp, Siggi Schnellfuß und Harry Sprinter. Und natürlich jede Menge Spaß. „Den musst du haben. Nur so baust du eine Verbindung zu den Kindern auf. Nur so triffst du auch den Nerv.“Und das, so Grodde, sei das Wichtigste.

 ??  ?? Mathias Grodde (50) macht nach 30 Jahren im Einsatz eine Ausbildung zum Verkehrser­zieher. André Peters (45) ist schon viele Jahre beim „Kasper-Trupp“.
Mathias Grodde (50) macht nach 30 Jahren im Einsatz eine Ausbildung zum Verkehrser­zieher. André Peters (45) ist schon viele Jahre beim „Kasper-Trupp“.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany