Zu wenig Ärzte für arme Stadtteile
Mediziner ballen sich in Gutverdiener-Vierteln.
Hamburgs Ärzte siedeln sich mit Vorliebe in den wohlhabenden Stadtteilen an, das hat eine Große Anfrage der Linken an den Senat ergeben. Besonders Praxen für Psychotherapie ballen sich in den noblen Villengebieten mit einer hohen Dichte an Privatpatienten. Auch Hausarztpraxen und Kinderärzte sind extrem ungleich über das Stadtgebiet verteilt.
In Blankenese kümmern sich 20 Psychotherapeuten um die psychisch Erkrankten in den Elbvororten. In Harvestehude praktizieren 31 Psychotherapeuten, in Rotherbaum gar 63. Das ist einer pro 263 Einwohner. Zum Vergleich: In Wilhelmsburg gibt es zwei Psychotherapeuten, einer auf mehr als 27000 Einwohner – statistisch ist ein Wilhelmsburger Psychotherapeut also für hundertmal mehr Patienten zuständig als seine Kollegen an der Alster. Auch in Billstedt, Jenfeld und Neuallermöhe liegt das Verhältnis von Psychotherapeuten zu Einwohnern bei eins zu mehr als 23 000.
Dramatisch auch die Situation bei den Kinderärzten. In Steilshoop gibt es eine Praxis für 3707 Kinder. In Jenfeld einen Arzt für fast 5000 Kinder. Einzig der Stadtteil Harburg scheint mit sechs Kinderärzten gut versorgt, muss aber die kleinen Patienten aus den umliegenden, komplett kinderarztfreien Vierteln mitversorgen. Vier neue Zulassungen für Kinderärzte hat die Kassenärztliche Vereinigung nun für Hamburg beschlossen. Viel zu wenig, sagt Deniz Celik, Fachsprecher der Linken für Gesundheit: „Soziale Brennpunkte sind viel schlechter versorgt als Stadtteile mit vielen Privatpatienten. Es werden mindestens 18 Kinderärztinnen und -ärzte gebraucht, um in allen Stadtteilen eine Versorgung von einem Arzt fü zu 2000 Kinder zu erreichen.“
Auch bei Hausärzten zeigt sich: Gute Stadtteile sind bei den Medizin liebter als die Quartiere, in denen die Patientenschaft zu großen Teilen aus Migranten und Hartz-IV-Empfängern besteht. In Blankenese praktizieren 21 Hausärzte, in Neuallermöhe, das fast doppelt so viele Einwohner hat, nur acht. Verschärft wird die Situation durch Praxisumzüge – meist raus aus den „armen“Stadtteilen rein in die besser gestellten.
Wenn die Mediziner es nicht schaffen, sich gleichmäßig zu verteilen, muss die Stadt eigene
Ärzte in die Brennpunkte schicken, fordert die Linke. Deniz Celik: „In extrem unterversorgten Stadtteilen muss die Stadt Gesundheitszentren mit angestellten Ärztinnen und Ärzten errichten.“