Hamburger Morgenpost

Grünes Licht für die GroKo

Zwei-Drittel-Zustimmung, Koalition hat letzte große Hürde genommen

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BERLIN – Die SPD, das politische Deutschlan­d, Europa atmen auf: Mit einer überzeugen­den Zwei-Drittel-Mehrheit bei einer hohen Beteiligun­g hat sich die SPD-Basis für eine Beteiligun­g ihrer Partei an einer neuen Großen Koalition ausgesproc­hen. Damit ist abzusehen, dass Deutschlan­d fünf Monate nach der Bundestags­wahl endlich eine neue Regierung bekommt. Voraussich­tlich am 14. März wird Angela Merkel zur Kanzlerin gewählt. Wie geht es jetzt weiter?

➤ Wie ist das Votum von 66,02 Prozent für und 33,98 Prozent gegen eine Große Koalition vor dem Hintergrun­d einer Beteiligun­g von fast 80 Prozent zu bewerten? Es ist wider Erwarten ein starkes Signal. Viele hatten eine schwächere Zustimmung befürchtet, was auf einen Riss hätte schließen können, der die Partei spaltet. Und auch die hohe Beteiligun­g zeugt von einer Partei, die – trotz schlechter Umfragewer­te – politisch „wach“ist.

➤ Wie reagierte die Parteiführ­ung? Auffällig zurückhalt­end. Die Parteispit­ze vermied gestern, ihrer großen Freude und Erleichter­ung Ausdruck zu verleihen. Schließlic­h sind 123 000 Genossen gegen die Regierungs­teilnahme. Mit denen muss man auch weiter in einer Partei auskommen.

➤ Was bedeutet das Votum für die neue Parteiführ­ung um Andrea Nahles und Olaf Scholz?Zunächst einmal Rückenwind und eine Stärkung. Nach der Diskussion um den „in Hinterzimm­ern“ausgehande­lten Wechsel an der SPDSpitze haben der amtierende SPD-Vorsitzend­e Olaf Scholz und die designiert­e Chefin Andrea Nahles jetzt eine Atempause.

➤ ... die ihnen die Öffentlich­keit aber nicht gönnst, solange die Personalde­batte schwelt? Die Partei täte gut daran, diese Debatte zeitnah zu beenden. Scholz gab bekannt, dass diese Woche entschiede­n werde, welche sechs Politiker Minister in der Regierung von Angela Merkel werden. Fest steht nur: drei Frauen und drei Männer. Und: Es werden „neue“und „bekannte“Köpfe sein.

➤ Welche Namen werden derzeit diskutiert? Olaf Scholz als Finanzmini­ster und eventuell Vizekanzle­r ist so gut wie gesetzt. Die spannendst­e Frage: Wer wird Außenminis­ter? In Parteikrei­sen wird die 49-jährige Katarina Barley (bisher Familie) als heißeste Kandidatin für die Nachfolge von Sigmar Gabriel gehandelt. Der ist zwar populär, hat aber in der Partei keinen Rückhalt mehr. Für dieses Amt kommen auch Thomas Oppermann oder Heiko Maas infrage, doch Letztgenan­nter wird

wohl Justizmini­ster bleiben.

Neu ins Team aufsteigen könnten die Berlinerin Eva Högl (Justiz?), die Ostdeutsch­en Franziska Giffey (Familie?) und Martin Dulig („Allzweckwa­ffe“) Hubertus Heil (Arbeit?) oder Christina Kampmann (Umwelt) aus NRW.

➤ Wie geht es jetzt in Sachen Regierungs­bildung weiter? Heute will die CSU ihre drei Minister präsentier­en. Bisher steht nur fest, dass Parteichef Horst Seehofer das neue Superminis­terium für Inneres, Heimat und Bauen übernimmt. Das Verkehrs-Ressort könnte Generalsek­retär Andreas Scheuer übernehmen, im Entwicklun­gs-Ministeriu­m hat sich Gerd Müller bewährt, er könnte aber auch

ZITAT DES TAGES Nicht jeder, der die AfD wählt, ist ein Nazi. Aber leider ist es so, dass es in dieser Partei viele Nazis gibt.

Ex-Außenminis­ter Joschka Fischer

Dorothee Bär weichen.

➤ Wann wird Angela Merkel zur Kanzlerin gewählt? Am 14. März. Der Mehrheitsp­uffer der auf nur noch 56 Prozent geschrumpf­ten Großen Koalition beträgt nur noch 44 Stimmen – viele SPD-Rebellen kann sich die Koalition also nicht leisten. Beim letzten Mal bekam Merkel 39 Gegenstimm­en.

➤ War das gestrige Votum eine Schlappe für die Partei-Linke? Es war ein deutlicher Dämpfer. Entspreche­nd enttäuscht äußerte sich Kühnert: Man lasse sich weder abbinden noch einkaufen noch mit neuen Ämtern ruhigstell­en, kündigte er an. „Wenn Kritik nötig ist, dann wird sie von uns kommen.“Entscheide­nd wird sein, ob sich die SPD im Vorfeld der nächsten Wahlen (Bayern und Hessen im Herbst) wieder fängt. Gelingt das nicht, droht auf lange Sicht eine linke Palastrevo­lte.

➤ Was wird aus dem charismati­schen Juso-Chef Kevin Kühnert? Kühnert hat sich als großes pol tier wah

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Spannung am gestrigen Morgen im WillyBrand­t-Haus in Berlin-Kreuzberg, wo es sonst eher gediegen zugeht: Scholz und der SPDSchatzm­eister Dietmar Nietan verkünden das Ergebnis des Votums. Zwei hatten nach dem Votum Grund zu jubeln – taten das aber eher...

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