Hamburger Morgenpost

Wann reagiert der Aufsichtsr­at?

ABSTIEGSFA­LL Die Chef-Fragen bleiben ungeklärt – doch der HSV muss jetzt planen

- SIMON BRAASCH UND FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Ab sofort können sie planen. Klingt positiv, ist es aber nicht. Nach dem 0:0 gegen Mainz und weiterhin sieben Zählern Rückstand auf den Relegation­splatz wird der HSV wohl nicht mehr zu retten sein. Und nun? Der Verein muss sich für die Zweite Liga rüsten, dabei steht die Führungscr­ew selbst vor dem Aus. Üble Zustände, die nur der Aufsichtsr­at des „Dinos“klären könnte.

Es ist überall zu spüren, dieses große Nichts. Am Trainingsp­latz. Im Stadion. In jedem Winkel des Volksparks. Heribert Bruchhagen, Chef des Ganzen, fand am Sonntag Worte für das, was alle wahrnehmen. „Es liegt wie ein bleierner Nebel über allen“, erklärte der Vorstandsb­oss. Eine Hoffnungsl­osigkeit, die spätestens nach dem Abpfiff gegen Mainz um sich griff.

Klar, der „Dino“zuckt noch. Klang alles schon wieder ganz anders am Tag danach. Ärmel hochkrempe­ln. weiter, immer weiter. „Die Leistung war ja gut“, erklärte Trainer Bernd Hollerbach. „Ich glaube nach wie vor daran, dass wir es schaffen können.“Das alles klang dann aber doch eher wie eine von Vereinsspr­echern empfohlene Sprachwahl, um ja nicht den Eindruck zu vermitteln, man habe sich schon aufgegeben. Dennoch dürften es alle wissen: Für den HSV beginnt nun seine rund zwei Monate lange Abschiedst­ournee aus dem Fußball-Oberhaus.

Ab in Liga zwei, so wird es kommen. Nur: Wer soll dafür sorgen, dass der HSV der neuen Aufgabe gewachsen ist? Bruchhagen, Sportchef Jens Todt und Trainer Bernd Hollerbach, sie alle müssen ersetzt werden, darüber soll im Aufsichtsr­at Klarheit herrschen. Der ließ nach seiner Sitzung am vergangene­n Dienstag zwar Interna nach außen dringen, hüllt sich offiziell aber in Schweigen – und zögert mit einer Entscheidu­ng. Wann reagieren die Kontrolleu­re? Verbrieft ist, dass mit Hochdruck ein Sportvorst­and gesucht wird, der dann Sportchef Jens Todt ersetzen soll. Und zwar möglichst bald. Bislang aber ist der HSV von einem Abschluss weit entfernt. Ex-Köln-Macher Jörg Schmadtke (53) wird auch in Wolfsburg gehandelt. Ebenso wie Hannovers Horst Heldt (48), der ohnehin erst ab Sommer könnte. Und Kiels Ralf Becker (47) steckt mitten im Aufstiegsk­ampf, wird einen Teufel tun, in dieser Phase konkret zu verhandeln. So müssen Todt und Chefscout Johannes Spors den Kader planen. Bis auf Weiteres. Klingt absurd, ist es auch.

Völlig offen auch, wie es mit Bruchhagen weiterläuf­t. Die Tendenz geht dahin, dass der 69-Jährige die Saison bis zum Ende begleiten soll. Allein: So genau weiß er das auch nicht. „Alles, was ich gehört habe, sind Spekulatio­nen“, sagt der VorstandsB­oss. Dass der Aufsichtsr­at alle Szenarien durchspiel­t, sei seine Pflicht. Aber: „Es ist eine Selbstvers­tändlichke­it, dass alle hier weiterhin pflichtbew­usst ihre Tätigkeit ausüben werden. Wir dürfen

uns nicht von Spekulatio­nen beeinfluss­en lassen.“Weder er noch Todt. Worte, die verdeutlic­hen, dass die Kontrolleu­re Bruchhagen tatsächlic­h noch komplett im Nebel stehen lassen. Aber wie lange noch?

Dass der Boss trotz Vertrages bis 2019 weichen würde, wenn es gewollt ist, steht außer Frage. „Ich unterstütz­e alles, was für den HSV gut ist“, stellt Bruchhagen klar. „Wenn ein Wechsel gewünscht ist, wird man abberufen und dann kommt ein anderer.“Gleichzeit­ig aber glaubt er, „dem HSV noch viel geben zu können. Weil ich die Branche kenne und weiß, wie man in Krisenzeit­en Dinge bewerten und entspreche­nd handeln muss“.

Der HSV und seine Zukunft. Und Räte, die schnell entscheide­n müssen, um den Neustart zu erleichter­n. „Es warten schwere Monate auf uns“, weiß Bruchhagen, der übrigens eine recht pikante Klausel in seinem Vertrag stehen hat: „Ich soll dem Aufsichtsr­at dabei helfen, meinen Nachfolger zu finden. Ob er diese Hilfe auch in Anspruch nehmen will, ist etwas anderes.“

Auch darauf wissen nur sechs Personen eine Antwort – die Aufsichtsr­äte des HSV.

 ??  ?? Zwei Räte unter sich: Andreas Peters (l.) verlängert­e Ende 2017 Heribert Bruchhagen­s Vertrag. Bernd Hoffmann macht sich nun für einen vorzeitige­n Abgang des Vorstands-Bosses stark.
Zwei Räte unter sich: Andreas Peters (l.) verlängert­e Ende 2017 Heribert Bruchhagen­s Vertrag. Bernd Hoffmann macht sich nun für einen vorzeitige­n Abgang des Vorstands-Bosses stark.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany