Hamburger Morgenpost

Eine akustische Kneipp-Kur

Die Post-HardcoreBa­nd At The Drive-In legt in der Sporthalle einen soliden Auftritt hin

- Von DAVID SIEMS

Es war, als würde man seine Jugendlieb­e zum ersten Mal nach vielen Jahren beim Klassentre­ffen wiedersehe­n: Man ist um einiges älter geworden, die Unterhaltu­ng kommt trotzdem schnell in Gang und irgendwo ist da dieser kleine Funke vom einst so jugendlich­en Zauber.

Um die Jahrtausen­dwende waren At The Drive-In noch die spannendst­e Band der Welt. Und auch am Freitagabe­nd in der zu drei Vierteln gefüllten Alsterdorf­er Sporthalle wirkte der Opener „Arcarsenal“wie eine akustische Kneipp-Kur.

Bibberte man eben noch bei minus 10 Grad in der Kälte, brauchte der eruptive Post-Hardcore-Sound keine zwei Minuten, um die Zuschauer auf fiebrige Betriebste­mperatur zu bringen. Doch irgendwas war anders, das merkte man schnell. Die Stimme von Sänger Cedric Bixler-Zavala ist auffällig dünner geworden, auch sein Bewegungsr­adius blieb überschaub­ar – abgesehen von ein paar Tanzschrit­ten à la James Brown. War der Frontmann wirklich der Typ, über den man einst sagte, er würde auf Konzerten „Sex mit der Bühne haben“(ein Zitat der früheren Ash-Gitarristi­n Charlotte Hatherley)?

Man kam ins Grübeln. Denn Songs wie „Cosmonaut“, „Call Broken Arrow“oder auch „Quarantine­d“ wurden von den Gästen eher höflich beklatscht als frenetisch bejubelt. Wirklicher Ausnahmezu­stand dann nur bei „One Armed Scissor“, gleichzeit­ig einziger Hit und Zugabe der fünfköpfig­en Band aus Texas.

Bevor es wieder in die kalte und eisige Nacht ging, blieb zumindest eine kurzweilig­e Erinnerung an die süßlich-schwere Luft in der Halle, wie man sie aus den romantisch­en Nächten mit der Jugendlieb­e kannte.

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Frontmann Cedric Bixler-Zavala war nicht ganz so dynamisch, wie man ihn in Erinnerung hatte.

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