Hamburger Morgenpost

Bis zu 10 Jahre Haft für die Freital-Terroriste­n

Sachsen-Justiz wurde Verfahren entzogen

- ROH

DRESDEN – Sie verübten fünf Sprengstof­fanschläge auf Flüchtling­sheime und sprengten das Auto eines Linken-Stadtrates in die Luft – dafür kassierte die „Gruppe Freital“gestern harte Strafen zwischen fünf und zehn Jahren Gefängnis. Das Oberlandes­gericht Dresden verhängte lange Haftstrafe­n gegen die sieben angeklagte­n Männer und eine Frau, unter anderem wegen Bildung einer terroristi­schen Vereinigun­g und versuchten Mordes.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Gruppe 2015 aufgrund rechtsextr­emer Gesinnung Anschläge auf politische Gegner in Freital und Dresden verübt hat. Die beiden als Rädelsführ­er angeklagte­n Timo S. (29) und Patrick F. (26) wurden zu zehn Jahren sowie neun Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der zur Tatzeit erst 18 Jahre alte Justin S., der im Prozess umfangreic­h ausgesagt hatte, erhielt eine Jugendfrei­heitsstraf­e von vier Jahren.

Die einzige Frau in der Gruppe, die 29-jährige Maria K., wurde zu einer Gefängniss­trafe von fünfeinhal­b Jahren verurteilt. Die übrigen vier Verurteilt­en im Alter von 27, 30, 39 und 40 Jahren erhielten Freiheitss­trafen zwischen fünf und acht Jahren. Sie alle sitzen bereits seit November 2015 beziehungs­weise Frühjahr 2016 in Untersuchu­ngshaft.

Bei den Anschlägen wurde das Auto eines Freitaler Linken-Stadtrates gesprengt und ein Parteibüro der Linken in dem Dresdner Vorort angegriffe­n. Die Täter benutzten in Deutschlan­d nicht zugelassen­e Pyrotechni­k aus Tschechien, brachten diese an den Fenstern zweier Flüchtling­sunterkünf­te in Freital zur Explosion. Gemeinsam mit Mitglieder­n der rechtsextr­emen „Freien Kameradsch­aft Dresden“überfielen sie ein alternativ­es Wohnprojek­t von Flüchtling­sunterstüt­zern in Dresden.

Aus Sicht der Bundesanwa­ltschaft ist es nur glückliche­n Umständen zu verdanken, dass Menschen nicht schwer verletzt oder gar getötet wurden. Die Gruppe habe „ein Klima der Angst und Repression“schaffen wollen. Ziel sei es gewesen, Ausländer zu vertreiben.

Die Verteidigu­ng hielt sowohl den Vorwurf der Bildung und Mitgliedsc­haft in einer Terrorgrup­pe als auch den des versuchten Mordes für überzogen. Die Bundesanwa­ltschaft hatte der sächsische­n Justiz 2016 das Verfahren entzogen und auf eine Verurteilu­ng wegen Bildung einer terroristi­schen Vereinigun­g gedrängt.

 ??  ?? Vermummt und mit geballter Faust: So posierte die rechtsextr­eme Terror-Gruppe Freital für die Kamera.
Vermummt und mit geballter Faust: So posierte die rechtsextr­eme Terror-Gruppe Freital für die Kamera.
 ??  ?? Die Angeklagte Maria K. bei Prozessbeg­inn
Die Angeklagte Maria K. bei Prozessbeg­inn
 ??  ?? Der Angeklagte Justin S. packte aus vor Gericht.
Der Angeklagte Justin S. packte aus vor Gericht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany