„Jogginghose im Büro? Voll okay!“
Hier erklärt Michael Michalsky, warum der Anzug immer unpopulärer wird – und wieso eine gewisse Ignoranz bei der Karriere hilft
Eben noch war Designer Michael Michalsky (51) als Mode-Kommentator bei der Oscar-Verleihung im „Dolby Theatre“in Los Angeles. Jetzt sitzt er im „Noho“an der Reeperbahn – und ist mächtig durch den Wind.
Jetlag vom Flug? Der Designer und „Germany’s Next Topmodel“-Juror schüttelt sich, sagt: „Ja. Katastrophe! Wenn ich die Uhrzeit nicht wüsste, könnte ich kaum einordnen, ob wir jetzt Tag oder Nacht haben. Früher konnte ich das besser wegstecken, aber in meinem Alter ...“Wie gut, wenn man im Flieger wenigstens bequeme Klamotten anhat.
Dass Michael Michalsky jetzt eine Kollektion mit Kapuzenpullis, Shirts und weiten Sporthosen für den OnlineShop „About You“auf den Markt bringt, ist kein Zufall. Er erklärt: „Jogginghosen sind kein Trend, sie sind eine Haltung. Streetwear steht für Spontanität, Flexibilität, Komfort und Individualität. Menschen, die nicht immer der Norm entsprechen wollen, es bequem mögen, tragen Jogginghosen.“Der Designer sagt: „Es ist heutzutage völlig okay, in Jogginghose ins Büro zu gehen. Es muss nur die richtige sein. Mit meinem Lammnappa-Jogger kann ich abends auch gepflegt ausgehen. Damit war ich schon in der Oper.“
Dabei lästerte Kollege Lagerfeld mal: „Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“Michalsky grinst: „Und ein Jahr später hat er seine Models selbst in Sportmode auf den Laufsteg geschickt.“
Der Anzug wird laut Michalsky unpopulärer, auch wenn er nie ganz ausgedient haben wird. „Ein Anzug engt eben ein, ist weniger beweglich, wie ein Panzer. Und dabei wird heutzutage doch von der Gesellschaft Beweglichkeit gefordert.“
Was andere über ihn denken, wie sie seinen Job bei „GNTM“beurteilen, perlt an Michalsky ab wie Wasser an einer Teflon-Pfanne. „Schon als kleiner Junge hatte ich die Haltung: Mir ist egal, was andere über mich denken. Würde das zählen, hätte ich mich nichts getraut. Dann würde ich noch immer im Bushaltestellenhäuschen in Bad Oldesloe sitzen und heimlich rauchen.“