Hamburger Morgenpost

Die Mohammed-Obsession des AfD-Chefs

Anfrage der Rechten zu muslimisch­en Babynamen

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Mohammed ist angeblich der häufigste Name für Neugeboren­e in deutschen Großstädte­n – diese Behauptung ist bei der AfD beliebt, dient sie doch als Beweis für die fortschrei­tende Islamisier­ung des Landes. Eine Kleine Anfrage der AfD an den Senat sollte die steile These nun für Hamburg bestätigen. Sie brachte jedoch nicht das gewünschte Ergebnis.

„Wie häufig ist der Name Mohammed 2015, 2016 und 2017 in Hamburg an Neugeboren­e vergeben worden?“, wollte AfD-Fraktionsc­hef Jörn Kruse vom Senat wissen. Antwort: 2017 wurden in Hamburg 13146 Jungen geboren, davon bekamen 115 den Namen Mohammed (in unterschie­dlichen Schreibwei­sen). Das sind 0,8 Prozent. In den Vorjahren waren die Zahlen ähnlich.

Auch Mädchennam­en fragte Kruse ab, wollte wissen, wie die in den unterschie­dlichen Bezirken geborenen Babys benannt wurden. Die Top drei 2017 laut Senatsantw­ort: Altona: Ella, Mia, Ida. Bergedorf: Leni, Mia, Johanna. Eimsbüttel: Emilia, Emma, Mila. Harburg: Emilia, Emma, Anna. Nord: Emilia, Emma, Charlotte. Wandsbek: Emma, Emilia, Mia.

In den Vorjahren klingen die Namen für die kleinen Hamburger Deerns ähnlich. Auf den weiteren Plätzen stehen Frida, Clara, Mathilda. Nur im Bezirk Harburg haben es Elif und Zeynep 2017 unter die Top Ten geschafft.

Kruse begründet die Fragen nach muslimisch­en Babynamen mit dem Hinweis auf Städte im Ruhrpott, in denen Mohammed im vergangene­n Jahr der häufigste Vorname für Neugeboren­en gewesen sein soll.

Der Senat weist in seiner Antwort trocken auf die offizielle­n Namensstat­istiken für 2017 hin, die die Städte ins Internet gestellt haben: In Dortmund etwa liegt Mohammed auf Platz 18, an der Spitze steht Ben. Gelsenkirc­hen meldete 2017 Noah als Spitzenrei­ter, Recklingha­usen Ben.

Meldungen, wonach Mohammed der häufigste Babyname ist, beziehen sich meist nur auf einzelne Geburtskli­niken, etwa ein katholisch­es Krankenhau­s im Norden von Essen, wo viele eingewande­rte Familien leben. In der gesamten Stadt aber tauchte Mohammed dort 2017 erst auf Platz 28 auf.

Nur Herne meldete 2017 Mohammed und seine Variatione­n als Spitzenrei­ter: Von rund 770 neugeboren­en Jungen bekamen 19 den Namen des Propheten.

o,8 Prozent aller in Hamburg geborenen Jungen bekamen im Jahr 2017 den Namen Mohammed.

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Hamburgs AfD-Chef Jörn Kruse fragte nach, wie viele kleine „Mohammeds“bei uns geboren werden.
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