Sie kämpfen für eine bessere Pflege
Bündnis fordert 4200 neue Stellen. Senat: „Der falsche Weg“
4200 Krankenpfleger fehlen laut Gewerkschaft Verdi in Hamburgs Krankenhäusern. Das Bündnis „Pflegenotstand Hamburg“hat nun eine Volksinitiative für mehr Krankenhauspersonal auf den Weg gebracht. Die erwarteten Mehrkosten für Stadt und Krankenkassen: 128 Millionen Euro. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks hält die Initiative für „fragwürdig“. Wie schlimm die Situation in Hamburger Krankenhäusern aus Patientensicht ist, schilderte bei der Vorstellung der Initiative Irene Thiele (61). 2016 kam sie nach einem Unfall ins Krankenhaus. Fünf Tage wurde sie immer wieder vertröstet, sie sei die Nächste auf dem OP-Plan: „Während der ganzen Zeit musste ich nüchtern bleiben, bekam nichts zu trinken, musste um jede Infusion kämpfen.“
Das überlastete Personal habe sich weder um die Lagerung ihres verletzten Beines kümmern können, noch wurden Zugänge erneuert, Infusionen liefen ins Bett. „Es war ein heilloses Durcheinander und Überforderung.“Am Ende habe sie unter Austrocknung gelitten.
Ziel des Bündnisses sind Änderungen im Hamburgischen Krankenhausgesetz. Zentrale Forderung: Die Stadt soll den Krankenhäusern mehr Geld geben, damit die Pflegesätze der Krankenkassen tatsächlich nur für die Pflege und nicht für Bauarbeiten genutzt werden. Binnen drei Wochen sollen 10000 Unterschriften gesammelt werden.
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD): „Die Volksinitiative geht den falschen Weg. Personalvorgaben für die Pflege müssen bundesweit geregelt werden. Auch die Finanzierung der Krankenhäuser wird durch Bundesgesetz geregelt.“Verbesserungen sind bereits auf dem Weg: Der Koalitionsvertrag sieht mehr Krankenhauspersonal ab dem 1. Januar 2019 vor.
Prüfer-Storcks: „Eine Hamburger Insellösung hilft nicht weiter. Entweder werden die Krankenhäuser in die roten Zahlen geschickt oder der Hamburger Steuerzahler muss bezahlen, was eigentlich Sache der Krankenkassen ist.“