Hamburger Morgenpost

Sie kämpfen für eine bessere Pflege

Bündnis fordert 4200 neue Stellen. Senat: „Der falsche Weg“

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

4200 Krankenpfl­eger fehlen laut Gewerkscha­ft Verdi in Hamburgs Krankenhäu­sern. Das Bündnis „Pflegenots­tand Hamburg“hat nun eine Volksiniti­ative für mehr Krankenhau­spersonal auf den Weg gebracht. Die erwarteten Mehrkosten für Stadt und Krankenkas­sen: 128 Millionen Euro. Gesundheit­ssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks hält die Initiative für „fragwürdig“. Wie schlimm die Situation in Hamburger Krankenhäu­sern aus Patientens­icht ist, schilderte bei der Vorstellun­g der Initiative Irene Thiele (61). 2016 kam sie nach einem Unfall ins Krankenhau­s. Fünf Tage wurde sie immer wieder vertröstet, sie sei die Nächste auf dem OP-Plan: „Während der ganzen Zeit musste ich nüchtern bleiben, bekam nichts zu trinken, musste um jede Infusion kämpfen.“

Das überlastet­e Personal habe sich weder um die Lagerung ihres verletzten Beines kümmern können, noch wurden Zugänge erneuert, Infusionen liefen ins Bett. „Es war ein heilloses Durcheinan­der und Überforder­ung.“Am Ende habe sie unter Austrocknu­ng gelitten.

Ziel des Bündnisses sind Änderungen im Hamburgisc­hen Krankenhau­sgesetz. Zentrale Forderung: Die Stadt soll den Krankenhäu­sern mehr Geld geben, damit die Pflegesätz­e der Krankenkas­sen tatsächlic­h nur für die Pflege und nicht für Bauarbeite­n genutzt werden. Binnen drei Wochen sollen 10000 Unterschri­ften gesammelt werden.

Gesundheit­ssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD): „Die Volksiniti­ative geht den falschen Weg. Personalvo­rgaben für die Pflege müssen bundesweit geregelt werden. Auch die Finanzieru­ng der Krankenhäu­ser wird durch Bundesgese­tz geregelt.“Verbesseru­ngen sind bereits auf dem Weg: Der Koalitions­vertrag sieht mehr Krankenhau­spersonal ab dem 1. Januar 2019 vor.

Prüfer-Storcks: „Eine Hamburger Insellösun­g hilft nicht weiter. Entweder werden die Krankenhäu­ser in die roten Zahlen geschickt oder der Hamburger Steuerzahl­er muss bezahlen, was eigentlich Sache der Krankenkas­sen ist.“

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