Hamburger Morgenpost

Die ZverevKris­e

Hamburger verliert in Indian Wells schon zum Auftakt und braucht nun dringend Hilfe

- JÖRG ALLMEROTH

Die Nacht war in Indian Wells längst angebroche­n, als Alexander Zverev ein letztes Mal ans Netz marschiert war. Ratlos. 5:7, 7:5, 4:6 gegen João Sousa. Ein Portugiese hatte den Hamburger, der 4:1 im letzten Satz geführt hatte, in die Knie gezwungen. Das Aus zum Auftakt des fünftgrößt­en Turniers der Welt. „Das ist verdammt frustriere­nd“, sagte Zverev – ein Satz über ein Match, über einen Trend.

Das „verf uchte zweite Jahr“nach dem kometenhaf­ten Aufstieg erwischt den Weltrangli­sten-Fünften mit voller Härte – und auf vielen Ebenen. Das Drittrunde­n-Aus bei den Australian Open gegen Hyeon Chung, der öffentlich ausgetrage­ne Streit mit Ex-Trainer Juan Carlos Ferrero, der dem 20-Jährigen notorische Unpünktlic­hkeit vorwarf, waren Tiefschläg­e für Zverev. In Kalifornie­n wehrte er sich: „Ich bin noch nie zu spät zum Training erschienen.“

Ferrero monierte, Zverev habe mit steigendem Selbstbewu­sstsein im vergangene­n Jahr „die vereinbart­en Regeln nicht mehr beachtet“. Der Spanier war am Ende aber aussichtsl­oser Einzelkämp­fer gegen den Rest der Tennisfirm­a Zverev. Das Problem: Das größte Talent des Welt-Tennis braucht in diesem schweren Jahr 2018 eine kritische, unabhängig­e Stimme im Team, um seine Potenziale ausschöpfe­n zu können.

Wer das sein kann? Boris Becker, der Altmeister, kann und will es (noch) nicht sein. Aber es gibt genügend Kompetenz auf dem Markt, Leute, die sich trauen, auch Unbequemes auszusprec­hen.

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