Trauer um den „Traumschiff“-Kapitän
Nach einem Treppensturz ist Schauspieler Siegfried Rauch mit 85 Jahren gestorben
UNTERSÖCHERING – Als Kapitän Jakob Paulsen führte Siegfried Rauch 14 Jahre die Geschicke auf dem ZDF„Traumschiff“und spielte sich so in die Herzen des deutschen Fernsehpublikums. Am Sonntag verstarb der Schauspieler im Alter von 85 Jahren.
Am Abend besuchte er kurz eine Sitzung der Freiwilligen Feuerwehr seines Heimatortes Untersöchering. Als er ging, stürzte er noch im Gebäude von einer Treppe und erlag nur wenig später am Unfallort seinen Verletzungen. Eine Obduktion soll die genauen Umstände klären.
Die Nachricht seines Todes löste nicht nur bei seinen Fans große Bestürzung aus. Auch für seine langjährigen Weggefährten kam diese Nachricht überraschend. Es habe sie „umgehauen“, sagte Heide Keller, die auf dem „Traumschiff“die Chef ostess Beatrice gespielt hatte. „Er war ein Kapitän, bei dem jeder Passagier, der Angst hat, sagt: Bei dem Mann gehe ich an Bord.“
In der Tat hat die Rolle als Kapitän Paulsen wohl am besten zu Rauch gepasst. Er hatte eigentlich nie schlechte Laune, unfreundlich war er auch nie, hilfsbereit und herzlich dagegen immer. Die Uniform adrett und blendend weiß, dazu dieses vertrauenswürdige Lächeln – diesen Blick musste Rauch nicht spielen und er hat ihn nie verlernt. „Ein Kapitän muss etwas Väterliches haben“, hat Rauch einmal gesagt – und mit seiner Ruhe und Gelassenheit das auch ausgestrahlt.
Seinen Durchbruch hatte Rauch allerdings nicht zu Wasser, sondern im Rennwagen. 1971 spielte er an der Seite von Steve McQueen im Klassiker „Le Mans“. Zwischen den beiden Schauspielern entwickelte sich eine enge Freundschaft. McQueen wurde Taufpate von Rauchs erstem Sohn und besuchte seinen deutschen Freund einmal in dessen Haus in Untersöchering bei Murnau.
Dort lebte Rauch seit 1973 in einem Bauernhaus mit Blick auf die Alpen. Diese Idylle brauche er zum Glücklichsein, sagte er einmal. So zog er die bayerische Heimat auch stets dem großen Geld in Hollywood vor. Er wollte sich selbst treu bleiben.
Dementsprechend sah man Rauch später auch weniger auf der Kinoleinwand als viel mehr im Fernsehen. Ehe er mit dem „Traumschiff “in See stach, verkörperte er in der Familienserie „Es muss nicht immer Kaviar sein“ab 1977 den charmanten Spion Thomas Lieven oder zwischen 1987 und 1991 den Florian Behringer in „Die glückliche Familie“. Bis zuletzt spielte er zudem in der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ die Rolle des Dr. Roman Melchinger. Zudem veröffentlichte er 2015 noch ein Album mit Liebesliedern.
Die Zuschauer liebten an Rauch vor allem seine sanfte und bodenständige Art und dass er immer er selbst zu sein schien. Ihm selbst war die Bewunderung dafür immer etwas suspekt. „Wieso soll ich denn auch anders sein?“, fragte er einmal ganz pragmatisch, als er auf sein Wesen angesprochen wurde. Pragmatisch war er auch, wenn es um das Leben und den Tod ging. Das Schicksal habe ohnehin alles in der Hand, da sei er sich sicher. Rauch verdrängte nie, dass er irgendwann sterben würde. Überraschen lassen wollte er sich davon nicht. Daher kümmerte er sich schon vor vielen Jahren um eine geeignete Grabstätte. Er suchte sich einen schönen Platz auf einem Friedhof mit Alpenblick aus. Auch da blieb sich Rauch bis zum Tode treu.