„Ich habe gestern mein Grab ausgehoben“
Tod eines Bloggers: Ahmad (26) berichtete aus der Hölle von Ost-Ghuta
Der Mann mit der Katze ist tot. Wer? Viel ist über Ahmad Hamdan, der im syrischen Ost-Ghuta lebte, nicht bekannt. Nur dass er vermutlich 26 Jahre jung, ein Ehemann und Vater war. Und dass er über soziale Netzwerke unter #IAmStillAlive die Welt in loser Folge darüber informierte, dass er noch lebte – bis die Bomben auch sein Leben auslöschten.
Das amerikanische Nachrichtenportal BuzzFeed dokumentiert die Geschichte eines Mannes, der angab, im Herzen der Hölle des syrischen Bürgerkrieges – in der von überwiegend islamistischen Assad-Gegnern gehaltenen Enklave Ost-Ghuta – auszuharren. Als Teil der #IAmStillAli ve-Kampagne informierte er die Außenwelt über das Leben der mutmaßlich 400 000 Zivilisten im Rebellengebiet, das unter Dauerbombardement des von Russland unterstützten Assad-Regimes liegt.
Seit zwölf Tagen schrieb Ahmad Hamdan, der angab, ein 26-jähriger Vater und Ehemann zu sein, an die Welt da draußen, die ihn und seine Leidensgenossen offenbar vergessen hatte.
„Nach mehr als tausend Luftangriffen hatten wir über 500 Opfer, 4000 Verletzte, 2000 zerstörte Häuser. Wir, die restlichen 400 Menschen, sind in den Kellern gefangen“, schrieb Hamdan in einem Facebook-Post vom 2. März.
Inzwischen erhöhten die Assad-Truppen ihren Druck auf die Rebellen-Hochburg, jederzeit wird mit dem Fall gerechnet. Vereinbarte Waffenruhen waren oft nicht das Papier wert, auf dem sie unterzeichnet wurden.
Rätselhaft war die Nachricht, die Ahmad Hamdan einen Tag vor seinem Tod der Welt sendete: „Ich habe gestern mein Grab ausgehoben“, garniert mit drei Smileys, „damit ich mich nicht mit der Vertreibung herumschlagen muss.“Und schiebt dann hinterher: „Hier ist mein Grab.“
Was dann geschah, liegt im Dunkeln. Ahmad Hamdan wurde bei einem Luftangriff in Hamuria getötet, sollen andere syrische Aktivisten BuzzFeed News bestätigt haben. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“bestätigt, dass innerhalb von zwei Wochen bis Anfang März 1005 Zivilisten in der Enklave getötet worden sind.