Hamburger Morgenpost

Bekommt Titz das Chaos in den Griff?

Verbannte Profis könnten dem Trainer das Leben schwer machen

- SIMON BRA SCH UND FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Und plötzlich hat er einen noch viel größeren Sack voller Probleme als vorher. Vor einer Woche übernahm Christian Titz die HSV-Prof s – und ging volles Risiko: Er veränderte das Spielsyste­m. Setzte Stars auf die Tribüne, krempelte die Startelf um. Und er verlor. Das Resultat: Titz hat auf einen Schlag zahlreiche Feinde in der Mannschaft.

Sie tanzten nur eine Halbzeit lang, deshalb dieser ganze Schlamasse­l. So aber verlor der HSV trotz guter erster Hälfte noch 1:2 gegen Hertha BSC – und gab allen Unzufriede­nen eine Stimme. Das wäre im Falle eines Sieges wohl untergegan­gen. Nun aber entstehen für Titz zahlreiche neue Probleme. Fünf etablierte Profis (Diekmeier, Walace, Mavraj, Hahn, Schipplock) warf er aus dem Kader, setzte dazu Vize-Kapitän Kyriakos Papadopoul­os auf die Bank. Das sorgte neben dem Spielfeld für mächtig schlechte Stimmung und Zerfallser­scheinunge­n, die es so beim HSV trotz aller Krisen schon lange nicht mehr gab ...

Bekommt Titz das Chaos in den Griff ? Klar ist: Er hat reichlich zu tun. Denn noch bevor Papadopoul­os zur Trainersch­elte ausholte, schlug Walace über die Stränge. Der Brasiliane­r verzichtet­e auf seinen Stadionbes­uch, postete während der ersten Hälfte ein Foto auf Instagram, auf dem er sich bester Laune und oberkörper­frei präsentier­te. Neben Papadopoul­os werden die HSV-Oberen auch mit ihm sprechen. „Sowas gehört sich nicht, das akzeptiere­n wir nicht“, stellte Titz klar. Ausgang offen, eine Geldstrafe ist wahrschein­lich. Die Gründe, die zu Walaces Ausbootung führten, dürften dem Brasiliane­r ebenfalls nicht gefallen. „Wir haben im Training verschiede­ne Dinge probiert, um zu sehen, wo er spielen könnte“, so Titz. Das Fazit: „Es hat nicht so gut funktionie­rt.“

Das Problem: Zumindest Papadopoul­os, Mavraj und Diekmeier sind auch in der Kabine komplett etabliert – und können die Stimmung erheblich beeinf ussen. Mit solch gewaltigen Feinden hätte es Titz künftig sehr schwer.

Bitter für den Bundesliga-Neuling, der dem HSV ein neues Gesicht verpassen möchte. Tatsächlic­h war nach langer Zeit mal wieder eine Spielidee erkennbar. „Und das nach nur vier Tagen Training“, stellte Titz klar. Hätte so schön sein können, mit all den Reformen – wenn der HSV denn gewonnen hätte. „Wir haben das nicht als Risiko sondern als Chance gesehen“ließ der Coach wissen. „Aber wenn es mit dem Ergebnis schief läuft, fehlen dir als Trainer die Argumente.“Stattdesse­n warten neue Sorgen.

 ??  ?? Ein Foto, das für Ärger sorgt: Walace schwänzte die Partie, erfreute sich daheim bester Laune.
Ein Foto, das für Ärger sorgt: Walace schwänzte die Partie, erfreute sich daheim bester Laune.

Newspapers in German

Newspapers from Germany