Bekommt Titz das Chaos in den Griff?
Verbannte Profis könnten dem Trainer das Leben schwer machen
Und plötzlich hat er einen noch viel größeren Sack voller Probleme als vorher. Vor einer Woche übernahm Christian Titz die HSV-Prof s – und ging volles Risiko: Er veränderte das Spielsystem. Setzte Stars auf die Tribüne, krempelte die Startelf um. Und er verlor. Das Resultat: Titz hat auf einen Schlag zahlreiche Feinde in der Mannschaft.
Sie tanzten nur eine Halbzeit lang, deshalb dieser ganze Schlamassel. So aber verlor der HSV trotz guter erster Hälfte noch 1:2 gegen Hertha BSC – und gab allen Unzufriedenen eine Stimme. Das wäre im Falle eines Sieges wohl untergegangen. Nun aber entstehen für Titz zahlreiche neue Probleme. Fünf etablierte Profis (Diekmeier, Walace, Mavraj, Hahn, Schipplock) warf er aus dem Kader, setzte dazu Vize-Kapitän Kyriakos Papadopoulos auf die Bank. Das sorgte neben dem Spielfeld für mächtig schlechte Stimmung und Zerfallserscheinungen, die es so beim HSV trotz aller Krisen schon lange nicht mehr gab ...
Bekommt Titz das Chaos in den Griff ? Klar ist: Er hat reichlich zu tun. Denn noch bevor Papadopoulos zur Trainerschelte ausholte, schlug Walace über die Stränge. Der Brasilianer verzichtete auf seinen Stadionbesuch, postete während der ersten Hälfte ein Foto auf Instagram, auf dem er sich bester Laune und oberkörperfrei präsentierte. Neben Papadopoulos werden die HSV-Oberen auch mit ihm sprechen. „Sowas gehört sich nicht, das akzeptieren wir nicht“, stellte Titz klar. Ausgang offen, eine Geldstrafe ist wahrscheinlich. Die Gründe, die zu Walaces Ausbootung führten, dürften dem Brasilianer ebenfalls nicht gefallen. „Wir haben im Training verschiedene Dinge probiert, um zu sehen, wo er spielen könnte“, so Titz. Das Fazit: „Es hat nicht so gut funktioniert.“
Das Problem: Zumindest Papadopoulos, Mavraj und Diekmeier sind auch in der Kabine komplett etabliert – und können die Stimmung erheblich beeinf ussen. Mit solch gewaltigen Feinden hätte es Titz künftig sehr schwer.
Bitter für den Bundesliga-Neuling, der dem HSV ein neues Gesicht verpassen möchte. Tatsächlich war nach langer Zeit mal wieder eine Spielidee erkennbar. „Und das nach nur vier Tagen Training“, stellte Titz klar. Hätte so schön sein können, mit all den Reformen – wenn der HSV denn gewonnen hätte. „Wir haben das nicht als Risiko sondern als Chance gesehen“ließ der Coach wissen. „Aber wenn es mit dem Ergebnis schief läuft, fehlen dir als Trainer die Argumente.“Stattdessen warten neue Sorgen.