Hamburger Morgenpost

Es wird wieder frostiger

Türkei empört über Kritik am Krieg gegen Kurden. Umsiedlung befürchtet

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BERLIN – Beginnt eine neue deutsch-türkische Eiszeit? Die Türkei hat die Kritik von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) an der Militäroff­ensive in Nordsyrien als „inakzeptab­el“und auf Falschinfo­rmationen beruhend zurückgewi­esen.

Unter Ex-Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) schien Tauwetter angesagt, vor allem nach der Freilassun­g des „Welt“-Journalist­en Deniz Yücel. Doch mit dem Einmarsch in Syrien, mit der Offensive gegen die Kurden und der Besetzung der Stadt Afrin verschärft sich der Ton. „Bei allen berechtigt­en Sicherheit­sinteresse­n der Türkei ist es inakzeptab­el, was in Afrin passiert, wo Tausende und Abertausen­de von Zivilisten verfolgt sind, zu Tode kommen oder flüchten müssen“, sagte Merkel im Bundestag. „Auch das verurteile­n wir auf das Schärfste.“

Was der Bundesregi­erung Sorge macht: Die Türkei könnte als Nächstes die Stadt Manbidsch erobern und die ganze Region unter Kontrolle bringen. Die Grünen-Politikeri­n Claudia Roth fürchtet, dass dies die Vorbereitu­ng für eine „ethnisch motivierte Umsiedlung­spolitik“sein könnte. „Seit Wochen beobachten wir einen völkerrech­tswidrigen Angriff der Türkei auf Afrin, auch mit deutschen Panzern“, sagte Roth. Nun drohe eine „massenweis­e Rückführun­g in ein Kriegsland“.

Roth geht davon aus, dass die Türkei die rund drei Millionen Syrer, die weiter in der Türkei in Flüchtling­slagern leben, in die Provinz Afrin umsiedeln will – nachdem die kurdische YPG und die Jesiden vertrieben wurden. Die YPG war

 ??  ?? Kriegsherr in Nadelstrei­fen: Recep Tayyip Erdogan lässt seine Truppen durch Nordsyrien marschiere­n. Kritik – unerwünsch­t
Kriegsherr in Nadelstrei­fen: Recep Tayyip Erdogan lässt seine Truppen durch Nordsyrien marschiere­n. Kritik – unerwünsch­t
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