Hamburger Morgenpost

Der weltweite Siegeslauf der Diktatur

Bertelsman­n-Stiftung veröffentl­icht globalen „Demokratie-TÜV“2018. Fazit: Liberale Werte auf dem Rückzug

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BERLIN – Die gute Nachricht vorweg: Ja, es gibt sie – die positiven Meldungen, was Demokratis­ierungspro­zesse in den vergangene­n beiden Jahren betrifft. In Burkina Faso und in Sri Lanka konnte die Demokratie neu Fuß fassen. In 13 von weltweit 129 Staaten hat sich die politische Situation indes verschlech­tert, so das Ergebnis des „Transforma­tions-Index“, den die Bertelsman­n-Stiftung gestern vorlegte. Untersucht wird im Abstand von jeweils zwei Jahren, wie es um Demokratie und Marktwirts­chaft in den untersucht­en 129 Industrieu­nd Schwellenl­ändern bestellt ist. Das Ergebnis ernüchtert: Nie zuvor in den vergangene­n zehn Jahren waren die Erfolge so spärlich.

In keinem Land sei die „Aushöhlung der Gewaltente­ilung“zuletzt so deutlich vorangetri­eben worden wie in der „stark defekten Demokratie am Bosporus“seit dem Putschvers­uch vom Juli 2016.

Insgesamt 58 der 129 Staaten zählt der Index zu den Autokratie­n (Russland, Weißrussla­nd, die Emirate), darunter 40 als Diktaturen im engeren Sinn (China, Kuba, Venezuela, Saudi-Arabien). Insgesamt leben heute etwa 3,3 Milliarden Menschen unter autoritäre­n oder diktatoris­chen Herrschern – eine Milliarde Menschen mehr als noch 2003. 4,2 Milliarden Menschen leben in (mehr oder weniger) demokratis­ch regierten Staaten.

Der Bertelsman­n-Index beruht auf der subjektive­n Einschätzu­ng von Experten, erhoben zwischen Anfang 2015 und Anfang 2017. Jedes der 129 Länder wird von zwei Fachleuten begutachte­t, meist ein Duo aus nationaler und internatio­naler Perspektiv­e. Sie begutachte­n jeweils den Zustand der Demokratie, der Marktwirts­chaft und das politische Management.

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