Hamburger Morgenpost

St. Pauli siegt für die Fußball-Kultur

Unerwartet­er Triumph für Andreas Rettig, Oke Göttlich Co. bei der DFLMitglie­derversamm­lung in Frankfurt. 17 Klubs stimmen St. Paulis Antrag zu. „Tolles Zeichen!“

- STEFAN KRAUSE s.krause@mopo.de

Offensiv und intensiv hatte Andreas Rettig für die Ziele des FC St. Pauli geworben, unter anderem in der MOPO einen Standpunkt geschriebe­n. Der immense Aufwand von ihm und unterstütz­enden Weggefährt­en wie Präsident Oke Göttlich hat sich gelohnt: Die Mitglieder­versammlun­g der DFL hat überrasche­nd gestern für die Beibehaltu­ng der umstritten­en 50+1-Regel gestimmt.

„Das ist ein tolles Zeichen und ein guter Tag für alle, die es gut mit dem Fußball meinen“, frohlockte Rettig. Dass die 50+1-Befürworte­r schon gestern einen Triumph feiern durfte, war nicht absehbar. Die DFL hatte im Vorfeld der Mitglieder­versammlun­g eigentlich klargestel­lt, dass im Sheraton-Hotel zu Frankfurt/Main keine Entscheidu­ng zur 50+1-Regel (macht es Investoren nicht möglich, die Stimmenmeh­rheit bei Kapitalges­ellschafte­n zu übernehmen, in die Fußballver­eine ihre Profis ausgeglied­ert haben) fallen werde. „Lediglich der geplante Verfahrens­verlauf einer Diskussion“sollte Thema sein.

Doch dann nahm die Debatte Fahrt auf, „mit offenem Visier“(Rettig) wurde diskutiert: „Aber eigentlich haben wir ja gar nicht vorgehabt, einen Antrag zu stellen.“Präsident Oke Göttlich (Rettig: „In ihm hatte ich einen kongeniale­n Partner“) aber nutzte die Gunst der Stunde, formuliert­e kurzerhand die richtigen Worte. „Und dann muss man auch das DFL-Präsidium loben, dass es den Antrag zugelassen hat“, sagte Rettig, der mit seinen Gesinnungs­genossen deutlich in der Überzahl war. 18 von 34 möglichen Stimmen (zwei Klubs waren tatsächlic­h nicht anwesend!) bekam der von St. Pauli eingereich­te Antrag bei neun Enthaltung­en, drei NichtBetei­ligungen und vier Gegenstimm­en (denen es um den Wortlaut ging). Rettig war merklich „erfreut und erleichter­t. Das Signal ist wichtig“, stellte er heraus. „Wir haben einen guten Kompromiss gefunden.“Allerdings, mahnte er, „dürfen wir jetzt nicht die Hände in den Schoß legen, sondern müssen vor allem größere Rechtssich­erheit bekommen“. Für langes Triumphgeh­eul bleibe angesichts weiterer wartender Arbeit keine Zeit, wohl aber für ein Bierchen zur Feier des gelungenen Tages.

Neben Rettig und Co. dürfen sich die Fans als die Gewinner fühlen. Noch vor Versammlun­gsbeginn hatte die Initiative „50+1 bleibt!“eine 28 Meter lange Rolle mit Unterschri­ften an Rauball übergeben, die Reaktionen danach waren vorsichtig erfreut bis leicht euphorisch. Für Hannovers Boss Martin Kind, KarlHeinz Rummenigge und den FC Bayern sowie DFLGeschäf­tsführer Christian Seifert war das Votum der Klubs hingegen eine eiskalte Dusche.

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Strahleman­n & Söhne: Andreas Rettig hatte Grund zum Lachen. Sein Kampf für den Erhalt von 50+1 wurde gestern belohnt.
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