Hamburger Morgenpost

Erwecke den T-Rex im T-Roc

Der neue Mittelklas­sen-SUV von VW guckt genauso garstig, ist aber deutlich moderner als sein ausgestorb­ener Namensverw­andter

- VON DAJANA RUBERT

Spaß ist, wenn man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann. Also ab zum Date mit dem neuen VW T-Roc. Ein bisschen Stadt, ein bisschen Autobahn, ein bisschen Landstraße. Die perfekte Teststreck­e für den unteren Mittelklas­se-SUV.

Eins vorweg. Mein Neuer ist ein Diesel. Ob ich mir den aufgrund der aktuellen politische­n Entwicklun­gen kaufen würde? Nur als Benziner, wenn ich die Wahl hätte. Klar, der kleine Flitzer hat die Euro-Norm 6 und ich dürfte ihn – Stand jetzt – auch weiterhin in der Stadt fahren. Aber wer weiß schon, wie lange noch.

Was mir schon beim ersten Anblick auffällt: T-Roc guckt ein bisschen wie TRex. Garstig irgendwie. Ein typisches Männer-Auto. Seine scharfen Kanten lassen ihn aggressiv wirken. Dazu die markanten LEDLampen. Er ist bullig, 1,81 Meter breit, 4,23 Meter lang und 1,57 Meter hoch. Der Einstieg ist komfortabe­l und Fahrer sowie Beifahrer haben ausreichen­d Beinfreihe­it. Allerdings auf Kosten der hinteren Passagiere. In der zweiten Reihe wird es schon enger.

Gut also, dass ich vorn sitze. Hinein in das gute Stück. Die vergleichs­weise kleinen Scheiben vorn und vor allem hinten sorgen bei mir nicht unbedingt für einen erhöhten Wohlfühlwe­rt. Die Verarbeitu­ng der Plastik-Verkleidun­g in Wagenfarbe hätte ich mir für einen Volkswagen auch irgendwie schicker gewünscht. Sie springt mich aber auch nicht vor Hässlichke­it an. Dafür wirken die zwei große Displays – eins davon hinter dem Lenkrad – hochwertig und modern. Geschwindi­gkeit, Kraftstoff­brauch und das Navi habe ich ganz zentral immer im Blick. Rechts von mir lassen sich allerhand Spielereie­n programmie­ren. Aber dazu später mehr.

Ein erster vorsichtig­er Tritt aufs Gaspedal verschafft mir ein Gespür für das Auto. Und für das – für mich neue – automatisc­he Schaltgetr­iebe mit Doppelkupp­lung. Drei Seitenstra­ßen später haben wir uns kennengele­rnt, mein T-Roc und ich. Ich werde entschloss­ener. Und bin raus aus der 30er-Zone.

Die Beschleuni­gung ist gut. Aus der Kalten schafft er die 100er-Marke in 8,7 Sekunden, verspricht der Hersteller. Die 150 PS leisten ihre Dienste. Allerdings irritiert mich der späte Gangwechse­l. Ich würde, wenn ich könnte, schneller in einen höheren Gang schalten. Dann könnte ich womöglich die lauten Motorenger­äusche etwas dämpfen.

Auf der Autobahn leistet sich der Wagen keine Schwächen. Überholen? Kein Problem! Bis zu 200 km/h sind möglich. Das reicht vollkommen für den

kleinen Flitzer. Für lange Fahrten auf dem Weg in den Urlaub fehlt es aber vor allem an einem: Einem vernünftig­en Kofferraum. Bei nur 392 Liter würde ich mich mit meiner kleinen Familie reichlich beschränkt fühlen. Sei es drum.

Und dann ist da noch das Ding mit dem Handy. Mein Smartphone und T-Roc – es war Liebe auf den ersten Blick. Oder besser auf das erste gefundene Bluetooth-Signal. Einfacher und intuitiver könnte die Koppelung nicht von statten gehen. Und auch die Bedienung über das mittlere Touchpad im Volkswagen ist spitze. Einen Klick – pardon – Fingerdruc­k später, nämlich als ich aus reiner Neugier an der nächsten Ampel auf die Option „Medien“drücke, spielt mir das Auto meine Musik vom Handy ab – genau ab dem Takt, bei dem ich das Hören zuvor abgebroche­n hatte. Zu Deutsch-Pop laut mitsingen – dafür ist das Auto vielleicht nicht gebaut, aber auf jeden Fall gemacht. Wenn T-Rex das hören würde…

Und noch etwas ist ziemlich toll – und für mich als Vielnutzer des Smartphone­s absolut hilfreich: Lege ich mein Samsung vorn in die dafür vorgesehen Ablage, lädt TRoc es eigenständ­ig und ganz ohne Kabel auf. Induktives Laden nennt sich das. Ich wusste vorher gar nicht, zu was mein Handy alles in der Lage ist. Klasse.

Aber genug geschwärmt. Was bleibt ist ein Gesamteind­ruck, der mir solide scheint: Ein ordentlich­er Motor, der eine bessere Dämmung vertragen könnte, und modernste Technik umhüllt von einer Optik – vor allem innen –, die den Wagen unter Wert verkauft. Aber was heißt schon, unter Wert. Bei einem Preis von 45 675 Euro für die Testversio­n darf man doch eigentlich auch in dieser Hinsicht und gerade weil es ein Volkswagen ist mehr erwarten.

➤ Dieser Testwagen wurde zur Verfügung gestellt von VW.

➤ Motor: Vierzylind­er-Diesel; Hubraum: 1968 cm³; Leistung: 110 kW (150 PS); Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimeter: 4234mm/1819 mm/1573mm/2593 mm, Kofferraum: 392 bis 1237 l, Höchstgesc­hwindigkei­t: 200 km/h, Beschleuni­gung von 0-100: 8,7 Sekunden, Verbrauch: 5,0 Liter Diesel/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 134 Gramm/Kilometer, Preis: ab 31 825 Euro

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 ??  ?? Jugendlich im Design, sportlich im Antrieb: Der neue VW T-Roc ist gemacht, um zu polarisier­en.
Jugendlich im Design, sportlich im Antrieb: Der neue VW T-Roc ist gemacht, um zu polarisier­en.
 ??  ?? Großes Gepäck für einen ausgiebige­n Urlaub kommt im 392 Liter fassenden Kof erraum nicht unter.
Großes Gepäck für einen ausgiebige­n Urlaub kommt im 392 Liter fassenden Kof erraum nicht unter.
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