Heino: Nazi-Lieder für die Heimat-Ministerin Martialische Texte – mit Empfehlung für den Schulunterricht
DÜSSELDORF – Stolz lässt sich Ina Scharrenbach, neue Heimatministerin in Nordrhein-Westfalen, mit dem Schlagerbarden Heino (79) fotografieren. Gemeinsam halten sie ein Plattencover in der Hand. „Die schönsten Heimat- und Vaterlandslieder“steht darauf. Heinos Geschenk zum aufwendig beworbenen ersten NRW-Heimatkongress.
Aber es ist ein vergiftetes Präsent: Viele der 24 Lieder auf dem Doppelalbum mit deutschtümelnden und teils martialischen Texten stammen zwar schon aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts, fanden sich aber auch im „Liederbuch der SS“– jener Organisation, mit deren Hilfe Adolf Hitler von 1933 bis 1945 seine mörderische Politik in die Tat umsetzte.
Ein gefundenes Fressen für die SPD-Opposition in NRW, die das nach dem Regierungswechsel im Sommer 2017 gebildete Ministerium ohnehin kritisch beäugt. „Warum Heino?“, fragte der Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion,
Dahm, gestern.
Und der kommunalpolitische Sprecher der Fraktion, will wissen, wie Heino – „bei seiner Geschichte“– überhaupt einer von 47 „Heimatbotschaftern“werden konnte.
Ausgerechnet Heino, dem immer wieder eine unkritische Haltung zu völkischem Liedgut vorgeworfen worden war. Der während der Apartheid in Südafrika seinen Schlager „Schwarzbraun ist die Haselnuss“zum Besten gab. Der für den damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten und einstigen NSMarinerichter Hans Filbinger (CDU, 2007 im Alter von 93 Jahren gestorben) alle drei Strophen des Deutschlandliedes sang – auch die umstrittene erste.
Einige Texte aus seinem 1981 veröffentlichten Album, das Heino jetzt der NRW-Heimatministerin schenkte, lassen erschauern, etwa „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“. Dort heißt es: „Wir wollen heute Mann für Christian Mann mit Blut das Eisen röten, mit Henker- und mit Knechteblut, o süßer Tag der Rache! Das klinget allen Deutschen gut, das ist die große Sache.“In dem von der SS als „Treuelied“glorifizierten Stück von 1814 „Wenn alle untreu werden“wird vom „heil’gen Deutschen Reich“geschwärmt.
Empört stellte die SPD fest, dass auf dem Cover der Schallplatte auch vermerkt sei, Kinder könnten damit bestens im Schulunterricht „mit dem deutschen Liedgut vertraut gemacht werden“.
Die SPD will nun wissen, warum Scharrenbach nicht von vornherein andere Heimatbotschafter „ins Schaufenster gestellt“habe: etwa ExFußballnationalspieler Gerald Asamoah oder TV-Koch Nelson Müller.
Dass das nicht klappte, war nach Darstellung des Scharrenbach-Ministeriums schlicht Pech: Alle 47 Botschafter haben demnach eine Einladung zum Heimatkongress erhalten – von der Top-Prominenz sei aber nur Heino gekommen.